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WALSERSPRACHE - The four main objectives of the Alpine Space ...

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Max Waibel<br />

üsstschabä und üss - fer apper. Ja, ja, da isch vill gsi. Zerscht si wer da unna ui ga<br />

wäägu. Hiä. Bis unner Früt. Un te der zweit Tag si wer de ga d Früt üshöwa. Ja, da<br />

deschä Wäg ga machu. Un te der drittu si wer de fa Früt inni z Cherbäch.<br />

„Auf den Weg von Frutt hinunter ins Tal gingen grosse Lawinen nieder; es waren<br />

da alles Lawinen. Und da waren zwei oder drei Männer, die den Weg markierten.<br />

Da waren ein paar Kehren zu machen. Kurze Kehren. Und diese Männer haben alles<br />

angezeichnet, damit sie mit diesen Heuburden gleiten konnten. Die waren zwei<br />

Meter lang, die Burden. Und etwa eineinhalb Meter hoch. Die Burden wogen vier<br />

Zentner. Und die Schlitten mussten um die Kehren herum kommen. Für den Weg<br />

musste, da der Schnee hoch war, an manchen Orten drei bis vier Meter tief gegraben<br />

werden. Zuerst begannen wir mit dem Wegen hier unten und legten den Weg<br />

bis unterhalb Frutt an. Und dann am zweiten Tag hoben wir die Frutt aus. Und am<br />

dritten (Tag) gingen wir von Frutt hinein nach Cherbäch.“<br />

Neben dem Heutransport bringt die Erzählung ein weiteres<br />

Brauchtumselement ins Spiel, nämlich die Gemeinschaftsarbeit. Gemeinsam<br />

legte man nach Schneefällen das nötige Wegnetz an.<br />

Lernende könnten versuchen, durch Befragung älterer Leute an ähnliche<br />

Geschichten heranzukommen. Auch solche hätten einen Platz in<br />

einer Südwalser-Chronik verdient.<br />

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die oben zur Sprache gekommenen<br />

Erzählgattungen bei den Einheimischen stets auf Interesse stiessen,<br />

sowohl im Familienkreis als auch im Gasthaus. Deshalb, so meine<br />

ich, könnte sich der Einsatz der volkstümlichen Überlieferung im Rahmen<br />

der Revitalisierung lohnen.<br />

Wir kommen noch zum Sprichwort. Sprichwörter sind, wie Sagen und<br />

verschiedene andere Erzählgattungen auch, Wandergut. Das lässt sich<br />

leicht nachweisen. Das bereits im 19. Jahrhundert in der Schweiz aufgezeichnete<br />

Sprichwort «Der Wolf het no kein Winter gfresse» lautet nämlich<br />

in:<br />

Gressoney: De Wolf hät noch kei Wenter ggässet<br />

Macugnaga: Der Wolf hed no nii der Winter ggässet<br />

Rimella: Der Wolf het nje ggässt der Wenter<br />

Es könnte reizvoll sein, dem Vorkommen gleicher Sprichwörter bei den<br />

Südwalsern und bei den Walsern allgemein nachzugehen. Unser<br />

Sprichwort vom Wolf kommt nämlich auch in Davos vor, wo es heisst «Der<br />

Wolf hed de Winter no nie gfrässe».<br />

Und während man im Kleinwalsertal sagt Ma sött alleg dött chratza,<br />

wo s ein biist, ‘Man soll jeweils dort kratzen wo es einen juckt’, in Bosco<br />

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