--KAPAK ARAÞTIRMA kopya 1 - Kültür ve Turizm Bakanlığı
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gel die Wirtschafts- und Nutzräume mit Öl- bzw. Weinpressen (Abb. 7, 8), auch Lagerräume<br />
und Abstellkammern befanden sich hier, möglicherweise auch Ställe. Nur ausnahmsweise<br />
können Wohnräume im Erdgeschoss <strong>ve</strong>rmutet werden, wenn sich kein<br />
weiteres Geschoss rekonstruieren läßt, oder wenn ein besonders sorgfältiger Wand<strong>ve</strong>rputz<br />
dafür spricht. In den meisten Fällen lagen die Wohnräume jedoch im Obergeschoss.<br />
Die Grundrisseinteilung des Erdgeschosses wiederholt sich zwar in einigen Häusern<br />
im Obergeschoss, bei anderen Häusern ist jedoch die Einteilung des Obergeschosses<br />
nicht kongruent mit derjenigen des Erdgeschosses. Dies ist beispielsweise bei<br />
einem Haus in Şamlıgöl der Fall, wo im Erdgeschoss zwei Räume liegen, im Obergeschoss<br />
dagegen nur einer (Abb. 9). Unabhängig von der Raumeinteilung je Geschoss<br />
befand sich bei den besser erhaltenen Hausbauten im Obergeschoss jeweils ein<br />
durch seine Größe hervorgehobener Hauptraum, der sich durch seine Ausstattung besonders<br />
auszeichnete. Meist war der Hauptraum zugleich auch der erste Raum, den<br />
man von außen oder vom Erdgeschoss kommend, betrat.<br />
Die Ausstattungselemente konnten ganz <strong>ve</strong>rschieden sein, regelmäßig scheint<br />
aber ein Balkon oder eine Veranda dazugehört zu haben, die allein bei sieben Häusern,<br />
deren Obergeschosse besser erhalten sind, am Hauptraum vorkommen und<br />
meist auf Straßen oder umgebende Ackerflächen ausgerichtet sind (Abb. 10). Daneben<br />
sind die Baudekoration der Fenster, oder eine hohe Anzahl von Fenstern, ein großer<br />
Wandschrank und in einem Haus auch der wahrscheinlich mit Marmorplatten belegte<br />
Fussboden als besondere Ausstattungselemente der Haupträume im Obergeschoss<br />
zu bewerten.<br />
Bei einigen Häusern finden sich Wasserentnahmestellen und Latrinen im Obergeschoss,<br />
die einen hohen Wohnkomfort dokumentieren. Ein sehr aufwendiger Bau,<br />
nämlich der Gutshof in Sinekkale, war z.B. damit ausgestattet (Abb. 11) 7.<br />
Interessant ist aber, daß außerdem auch eine kleine Wohneinheit eines Reihenhauses<br />
in Manastır mit einer Latrine im Obergeschoss ausgestattet war (Abb. 12), und<br />
sich dieser Komfort deshalb möglicherweise zur Standardausstattung zählen läßt,<br />
auch wenn dies nur noch an wenigen Bauten, bei denen das Obergeschoss besser erhalten<br />
blieb, sicher nachzuweisen ist.<br />
2. 3. Der Haustypus in Kilikien<br />
Aus der Forschungsgeschichte zu den Häusern Kilikiens geht hervor, daß einerseits<br />
Beziehungen zu Nordsyrien <strong>ve</strong>rmutet werden, daß andererseits jedoch ein für<br />
das Rauhe Kilikien charakteristischer Haustypus nicht klar zu erkennen ist.<br />
So äußerten S. Eyice und später J.-P. Sodini den Eindruck, daß die Häuser<br />
“uneinheitlich" und “nach keinem bestimmten Plan gebaut", oder in ihrer Struktur “plus<br />
variée qu’en Syrie du Nord" seien 8. Diese Bewertung hing vor allem mit der unbefriedigenden<br />
Situation der älteren Grundrisse zusammen, denn in ihnen wurde, wie oben<br />
gezeigt, der Baubefund der Häuser häufig unvollständig wiedergeben und auf die Angabe<br />
von Bauphasen wurde <strong>ve</strong>rzichtet. Trotz dieses uneinheitlichen Eindruckes wurde<br />
in der Forschung aber immer wieder auf die große Ähnlichkeit mit spätantik-frühbyzantinischen<br />
Häusern Nordsyriens rekurriert 9.<br />
Eine der Hauptfragen während der Untersuchung der frühbyzantinischen Häuser<br />
in der Region um Seleukeia am Kalykadnos war demzufolge, ob es trotz des in<br />
7 Mit aufwendigen Wasserentnahmestellen im Obergeschoss ausgestattet war auch ein Haus in Üçayak bei Küstüllü,<br />
vgl. zu dem Haus Ü. Aydınoğlu, Doğu dağlık Kilikiya’da Villae Rusticae, in: S. Durugönül-M. Durukan (Hrsg.), Olba<br />
II/1, 1999, 155ff., bes. 159f.<br />
8 Eyice a. O. 1981, 207; J.-P. Sodini, Habitat de l’antiquité tardi<strong>ve</strong>, Topoi 7, 1997, 481f.<br />
9 Sodini, a. O. 481f; O. Callot-G. Dagron, Les bâtisseurs isauriens chez eux. Notes sur trois sites des environs de Silifke,<br />
in: I. Sevcenko-I. Hutter (Hrsg.), AETOS. Studies in honour of Cyril Mango (1998) 55ff.<br />
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