Dokument_1.pdf (2548 KB) - KLUEDO - Universität Kaiserslautern
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Konzepte zur Strukturierung<br />
Die phänomenologische Systembeschreibung bildet die Grundlage nicht berechnungskausaler<br />
mathematischer Modellierungssprachen und -werkzeuge wie Modelica/Dymola [Mod-02,<br />
Dym-02]. Im folgenden Abschnitt 3.2.5 wird dies näher erläutert, und die notwendigen<br />
Ergänzungen zum Konzept der nicht berechnungskausalen mathematischen Modellbildung<br />
werden vorgestellt.<br />
3.2.5 Nicht berechnungskausale Modellierung<br />
Die nicht berechnungskausale Modellierung basiert auf der Modellerstellung durch Bilanzierung<br />
der Erhaltungsgrößen. Sie stellt eine Erweiterung der phänomenologischen Verknüpfung<br />
(Abschnitt 3.2.4) dar. Die Unterscheidung von Eingangs- und Ausgangsgrößen entfällt. Das<br />
physikalische System wird mittels eines Objektdiagrammes beschrieben. Dieses enthält Komponenten,<br />
die längs Verbindungslinien miteinander kommunizieren [Cel-91].<br />
Innerhalb einer Komponente werden die Komponentengleichungen zunächst in Form mathematischer<br />
Gleichungen implementiert, wie sie dem Lehrbuch entnommen wurden. Die Gleichungen<br />
stellten Relationen zwischen physikalischen Größen dar, keine Funktionsausdrücke<br />
mit starr definierten Eingangs- und Ausgangsgrößen. Erst beim aktuellen Einsatz der Komponente,<br />
bei der Instantiierung, im Kontext eines Objektdiagrammes eines gesamten mathematischen<br />
Modells kann das Simulationssystem entscheiden, nach welchen Größen jede einzelne<br />
Gleichung aufzulösen ist.<br />
Die wesentliche Ergänzung gegenüber der Methode der phänomenologischen Verknüpfung<br />
stellt die Behandlung der Schnittstellen dar. Man erkennt, dass an den Schnittstellen nur zwei<br />
grundlegend verschieden zu behandelnde Variablentypen auftreten können. Dies sind Potentialvariablen<br />
(across variables), welche nicht mengenartige Größen beschreiben, und Flussvariablen<br />
(through variables), welche mengenartige Größen beschreiben. An der<br />
Verbindungslinie müssen die Potentialvariablen gleich gesetzt werden. Die Flussvariablen<br />
hingegen addieren sich zu Null, wobei die Wahl einer identischen Flussrichtung an allen<br />
Komponentenschnittstellen vorauszusetzen ist. Man wertet daher alle in eine Komponente<br />
einfließenden Ströme positiv, alle ausfließenden Ströme negativ.<br />
In Analogie zum elektrischen Fall entspricht dies dem Kirchoff’schen Gesetz für Spannung<br />
und Strom in einem Knoten. Es zeigt sich, dass die strikte Einhaltung dieser Konvention ausreicht,<br />
absolut modulare, universell einsetzbare Komponenten zu schaffen.<br />
Gerade bei der Beschreibung komplexer physikalischer Systeme erlaubt diese Modellierungsmethode<br />
eine weitaus intuitivere Modellerstellung als die streng kausale blockschaltbildorientierte<br />
Modellierung. Das physikalische System besteht aus realen Komponenten. Sie stehen<br />
miteinander in Verbindung und tauschen Materie, Energie und Information aus. In gleicher<br />
Weise besteht das mathematische Modell aus modularen Komponentenmodellen, in denen<br />
unabhängig von der konkreten Fragestellung das physikalische Verhalten einer realen technischen<br />
Komponente in formaler Spezifikation hinterlegt ist. Sie sind daher weitaus häufiger<br />
wieder verwendbar als Blöcke, die für eine spezifische Fragestellung entwickelt wurden.<br />
Das Modell ist durch Hinzunahme weiterer Komponenten erweiterbar und auch auf andere<br />
Fragestellungen anwendbar. Wiederverwendbarkeit ist somit nicht nur auf der Komponentenebene,<br />
sondern auch auf höheren Ebenen möglich und wird optimal durch die nicht berechnungskausale<br />
Modellierung unterstützt.<br />
Die Aufgabe des objektorientierten Modellierungssystems ist es, zunächst das vorliegende<br />
Objektdiagramm zu interpretieren, die lokalen Komponentengleichungen und Verbindungsgleichungen<br />
zu sammeln und daraus ein Gesamtgleichungssystem des mathematischen<br />
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