Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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951 Voriefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 461<br />
der Dauer entfprecben, eine Einheit: der Tonpunkt. Fiber unbefd)adet<br />
diefer Identität ift der Tonpunkt immer wieder ein anderer,<br />
nämlich im Modus der Zeittiefe. Findererfeits gibt die Kontinuität<br />
<strong>des</strong> zeitlichen Muffes Einheit: die <strong>des</strong> einen ficb verändernden oder<br />
nicht verändernden Inhalts, <strong>des</strong> Zeitgegenftan<strong>des</strong>. Diefe Einheit ift<br />
es, die in die Vergangenheit rückt. Damit haben wir aber noch<br />
nicht volle Zeitobjektivität.<br />
Zur Konftituierung der Zeit gehört die Möglichkeit der Identifizierung:<br />
ich kann immer wieder eine Rückerinnerung (Wiedererinnerung)<br />
vollziehen, je<strong>des</strong> Zeitftück mit feiner Fülle immer »wieder«<br />
erzeugen und nun in der Folge von Wiedererzeugungen, die ich<br />
jeet habe, dasfelbe erfaffen: diefelbe Dauer mit demfelben<br />
dasfelbe Objekt. Das Objekt ift eine Einheit <strong>des</strong> Bewußtfeins, die<br />
in wiederholten fikten ,;(alfo in zeitlicher Folge) fich als diefelbe<br />
herausfielen kann, Identifcbes der Intention, das in beliebig vielen<br />
Bewußtfeinsakten identifizierbar und zwar in beliebig vielen Wahrnehmungen<br />
wahrnehmbar oder wieder wahrnehmbar ift. Ich kann<br />
mich »jederzeit« von dem identifcben »es ift« überzeugen. So ein<br />
Vorgang in der Zeit, ich kann ihn zum erftenmal erfahren, ich kann<br />
ihn in wiederholten Wiedererfahrungen wieder erfahren und feine<br />
Identität erfaffen. Ich kann immer wieder auf ihn <strong>zur</strong>ückkommen<br />
in meinem Denken und kann diefes Denken durch originäre Wiedererfahrung<br />
ausweifen. Und fo konftitulert fid) erft die objektive Zeit<br />
und zunächft das Eben-vergangen, in Beziehung worauf der Prozeß<br />
der Erfahrung, in der die Dauer ficb betitelt, und jede Retention<br />
der ganzen Dauer bloße »Fibfchattung« find. Ich habe ein urfprüngliches<br />
Schema: einen Fluß mit feinem Inhalt; aber dazu eine urfprünglidx<br />
Mannigfaltigkeit <strong>des</strong> »ich kann« : ich kann mich an jede<br />
Stelle <strong>des</strong> Fluffes <strong>zur</strong>üdwerfeeen und ihn »nochmals« erzeugen.<br />
fluch hier haben wir ein Optimum. Das Bild der Dauer im einfachen<br />
Rückblick ift unklar. In der klaren Wiedererzeugung habe<br />
ich das »felbft« und je klarer, um fo vollkommener.<br />
Beilage V.<br />
Gleid)zeitigkeit von Wahrnehmung und Wahrgenommenem').<br />
Mit welchem Rechte kann man Lagen, daß Wahrnehmung und<br />
Wahrgenommenes gleichzeitig find? Für die objektive Zeit — in<br />
der naiven Einftellung — ftimmt es nicht, denn es ift möglich,<br />
1) Zu §34, S. 427 ff.