Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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458 Edmund Hufferl, [92<br />
Fortfdnitt bis auf das je#t. Man kann fagen: die Gegenwart ift<br />
immer aus der Vergangenheit geboren, natürlich eine beftimmte<br />
Gegenwart aus einer beftimmten Vergangenheit. Oder bettet: ein<br />
beftimmter Fluß fpielt fleh immer wieder ab, das aktuelle Jett finkt<br />
und geht über in ein neues Jet ufw. Mag es eine Notwendigkeit<br />
apriorifcher Art fein, fo bedingt es doch eine »Flifoziation«. d. h.<br />
erfahrungsmäßig beftimmt ift der vergangene Zufammenhang und<br />
ferner, »daß irgend etwas kommen wird«. Fiber nun werden wir<br />
doch von diefem Sekundären (dem Komplex der zeitlichen Erfah»<br />
rungsintentionen) zu dem Originären geführt, und das befteht in<br />
nichts anderem als eben in dem Übergang vom jeweiligen Jet zum<br />
neuen Jet.<br />
Das gehört zum Wefen der Wahrnehmung, daß fie nicht nur<br />
ein punktuelles Jett im Blick hat und nicht nur ein Eben» gewefen<br />
aus ihrem Blick entläßt und in der eigentümlichen Weife <strong>des</strong> »eben<br />
gewefen« doch »noch bewußt« hat, fondern daß fie von Jett zu Jett<br />
übergeht und ihm blickend entgegengeht. Das wache Bewußtfein,<br />
das wache Leben ift ein Entgegenleben, ein Leben vom Jett dem<br />
neuen Jett entgegen. Dabei ift nicht bloß und nicht in erfter Linie<br />
an Ilufmerkfamkeit gedacht, vielmehr möchte es mir fcheinen, daß<br />
unabhängig von der Aufmerkfantlieft (im engeren und weiteren<br />
Sinn) eine originäre Intention von Jett zu Jett geht, fich verbindend<br />
mit den bald unbeftimmten, bald mehr oder minder beftimmten<br />
Erfahrungsintentionen, die aus der Vergangenheit ftammen. Diefe<br />
zeichnen ja wohl die Linien der Verbindung vor. Der Blick <strong>des</strong><br />
Jett auf das neue Jett, diefer Übergang, ift aber etwas Originäres,<br />
das künftigen Erfahrungsintentionen erft den Weg ebnet. Ich fagte,<br />
das gehöre zum Wefen der Wahrnehmung; ich fage bettet, es gehört<br />
zum Wefen der Impreffion. Es gilt fcbon von jedem »primären<br />
Inhalt«, von jeder Empfindung. »Phantasma« und Erinnerungsinhalt<br />
betagt die entfprecbende Modifikation diefes Bewußtfeins, ein »Gleich»<br />
fam»Bewußtfein«. Und toll es wirkliche Erinnerung fein, fo gehört<br />
zu diefem Gleichfam»Bewußtfein die Einordnung in die Vergangene<br />
heit. Die Erinnerungsmodifikation bettet darin, daß das gefamte<br />
originäre Bewußtfein <strong>des</strong> betreffenden Momentes voll und ganz<br />
feine Modifikation erhält, alfo die zeitlichen Intentionen, in deren<br />
Zufammenhang der imprefffonale Blick gehört, ganz und gar, und fo<br />
überhaupt der ganze intentionale Zufammenhang, in den fich jene<br />
originäre Impreffion einfügte und der ihr mit ihren Charakter verleiht.<br />
Das Empfinden fehen wir an als das urfpriingliche Zeitbewußt»<br />
fein; in ihm konftituiert fich die immanente Einheit Farbe oder Ton,