Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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372 Edmund Huffett, 16<br />
fatfungscharakteren behaftet, und zu diefen wiederum gehören ge.<br />
wiffe Forderungen und Berechtigungen, die auf Grund der empfundenen<br />
Daten erfeeinenden Zeiten und Zeitverhältniffe aneinander<br />
zu meffen, fo und fo in objektive Ordnungen zu bringen, fo<br />
und fo fcheinbar in wirkliche Ordnungen zu fondern. Was lie da<br />
als objektiv gültiges Sein konftituiert, ift fchließlich die eine un»<br />
endliche objektive Zeit, in welcher alle Dinge und Ereigniffe, Körper<br />
mit ihren phyfifchen Befeaffenheiten, Seelen mit ihren feeliteen Zu»<br />
ftänden ihre beftimmten Zeitftelten haben, die durch Chronometer<br />
beftimmbar find.<br />
Es mag fein — hier haben wir darüber nicht zu urteilen — daß<br />
diefe objektiven Beftimmungen leelich ihren Finhalt beeen an<br />
Konftatierungen von Unterfeieden und Verhältnalen der Temporal»<br />
daten oder in unmittelbarer Fidäquation an diele Temporaldaten<br />
felbft. Fiber ohne weiteres ift z. B. empfundenes »Zugleich« nicht<br />
objektive Gleichzeitigkeit, empfundene Gleichheit von phänotneno»<br />
logife»temporalen libftänden nicht objektive Gleichheit von Zeit»<br />
abftänden ufw., das empfundene abfolute Zeitdatum nicht ohne<br />
weiteres Erlebtfein objektiver Zeit (auch für das abfolute Datum<br />
<strong>des</strong> Jett gilt das). Erfaffen und zwar evident Erfaffen eines Inhalts,<br />
fo wie er erlebt ift, das heißt noch nicht, eine Objektivität im einpirifcben<br />
Sinne erfaffen, eine objektive Wirklichkeit in dem Sinne,<br />
in welchem von objektiven Dingen, Ereigniffen, Verhältnfiten, von<br />
objektiver Raumlage und Zeitlage, von objektiv wirklicher Raumgeftalt<br />
und Zeitgeftalt ufw. die Rede ift.<br />
Blicken wir auf ein Stück Kreide hin; wir fchließen und öffnen<br />
die Fingen. Dann haben wir zwei Wahrnehmungen. Wir tagen<br />
dabei: wir leben diefelbe Kreide zweimal. Wir haben dabei zeitlich<br />
getrennte Inhalte, wir erfeauen auch ein phänomenologifees<br />
zeitliches Fiuseinander, eine Trennung, aber am Gegenftand ift keine<br />
Trennung, er ift derfelbe: im Gegenftand Dauer, im Phänomen<br />
Wedifel. So können wir auch fubjektiv ein zeitliches Nacheinander<br />
empfinden, wo objektiv eine Koexiftenz feftzuftellen ift. Der erlebte<br />
Inhalt wird »objektiviert«, und nun ift das Objekt aus dem Material<br />
der erlebten Inhalte in der Weife der Fiuffaffung konftituiert.<br />
Der Gegenftand ift aber nicht bloß die Summe oder Komplexion<br />
diefer »Inhalte«, die in ihn garniet eingehen, er ift mehr als Inhalt<br />
und anderes. Die Objektivität gehört <strong>zur</strong> 'Erfahrung« und zwar<br />
<strong>zur</strong> Einheit der Erfahrung, zum erfahrungsgefetlichen Zufammenbang<br />
der Natur. Phänomenologife gefprochen: die Objektivität<br />
konftituiert fich eben nicht in den »primären« Inhalten, fondern in den