Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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1 15] Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 481<br />
anderemal eines immanenten Gefd)auten, aber nicht eines Stückes.<br />
Vergleichen wir die beiden Typen adäquater Wahrnehmung, fo ift<br />
ihnen gemeinfam, daß fich in ihnen adäquate Gegebenheit ihrer<br />
Gegenftände vollzieht; alle Uneigentlichkeit, alle tranfzendente Deutung<br />
ift ausgefcbloffen. Fiber nur in der einen Wahrnehmungsart<br />
ift das Gegenftändliche reelles Konftituens <strong>des</strong> Wahrnehmungsphänomens.<br />
Der Zeitfluß <strong>des</strong> Tönens ift mit allen feinen Komponenten<br />
im Wahrnehmungsphänomen da, macht es aus. Jede Phafe, je<strong>des</strong><br />
Beftandftüd( diefes Fluffes ift ein Stück <strong>des</strong> Phänomens. Dagegen<br />
ift das Identifche im Zeitfluß, die phänomenologifche Subftanz und<br />
ihre Eigenfchaften, das was verharrt oder fich verändert, zwar ein<br />
in der zweiten Wahrnehmungsart adäquat zu Erfchauen<strong>des</strong>, aber<br />
nicht in ihr als reelles Moment oder Stück zu bezeichnen.<br />
Beilage XII.<br />
Das innere Bewußtfein und die Erfaffung von<br />
Erlebniffen 1).<br />
Jeder Fikt ift Bewußtfein von etwas, aber jeder Fikt ift auch<br />
bewußt. Je<strong>des</strong> Erlebnis ift »empfunden«, ift immanent »wahrgenommen«<br />
(inneres Bewußtfein), wenn auch natürlich nicht gefett,<br />
gemeint (wahrnehmen heißt hier nicht meinend zugewendet fein und<br />
erfaffen). Jeder Iikt kann reproduziert werden, zu jedem »<strong>inneren</strong>«<br />
Bewußtfein vom Fikt als einem Wahrnehmen gehört ein mögliches<br />
reproduktives Bewußtfein, eine mögliche Wiedererinnerung z. B.<br />
Freilich fcheint das auf einen unendlichen Regreß <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />
Denn ift nun nicht wieder das innere Bewußtfein, das Wahrnehmen<br />
vom fikt (vom Urteilen, vom äußeren Wahrnehmen, vom Sichfreuen<br />
ufw.) ein Fikt und daher felbft wieder innerlich wahrge»<br />
nommen ufw.? Dagegen ift zu fagen: je<strong>des</strong> »Erlebnis« im prägnanten<br />
Sinn ift innerlich wahrgenommen. Fiber das innere Wahrnehmen<br />
ift nicht im felben Sinn ein »Erlebnis«. Es ift nicht felbft<br />
wieder innerlich wahrgenommen. Je<strong>des</strong> Erlebnis, das der Blick<br />
treffen kann, gibt fiel) als ein dauern<strong>des</strong>, dahinfließen<strong>des</strong>, ibd .) fo und<br />
fo verändern<strong>des</strong>. Und das macht nicht der meinende Blick, er blickt<br />
nur darauf hin.<br />
Diefes gegenwärtige, jepige, dauernde Erlebnis ift fchon, wie<br />
wir durch Blidtänderung finden können, eine »Einheit <strong>des</strong> <strong>inneren</strong><br />
1) Zu § 44, 5. 446 ff.<br />
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