Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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414 Edmund Hufferl, 148<br />
duktion zu, in der alles und je<strong>des</strong> an Komponenten als reproduktiv<br />
dmakterifiert ift. Hier handelt es fich um Fragen wie : habe ich<br />
das wirklich gefehen, wahrgenommen, habe ich diele Erfcheinung<br />
wirklich gehabt, genau mit dem Inhalt? kill das muß fid) zugleich<br />
einem Zurammenhang ebenfolcber Finfdmuungen bis zum Jett einfügen.<br />
Eine andere Frage allerdings ift die: war das Erfcheinende<br />
wirklich? Dagegen findet die Erwartung ihre Erfüllung in einer<br />
Wahrnehmung. Zum Wefen <strong>des</strong> Erwarteten gehört es, daß es ein<br />
Wahrgenommen.fein.werden<strong>des</strong> ift. Dabei ift es evident, daß, wenn<br />
ein Erwartetes eintritt, d. 1. zu einem Gegenwärtigen geworden ift,<br />
der Erwartungszuftand felbft vorübergegangen ift; ift das Künftige<br />
zum Gegenwärtigen geworden, fo ift das Gegenwärtige zum relativ<br />
Vergangenen geworden. Ebenfo verhält es fleh mit den Umgebungs.<br />
intentionen. Huch lie erfüllen fich durch die Fiktualität eines impreinmalen<br />
Erlebens.<br />
Ungeachtet diefer Unterfeede ift Erwartungsanfeauung genau<br />
fo etwas Urfprüngliches und Eigenartiges wie Vergangenheitsan.<br />
fchauung.<br />
§27. Erinnerung als Bewußtfein vom<br />
Wahrgenommen.gewefen- fein.<br />
Zur Charakteriftik der analynerten feenden Reproduktionen<br />
ift folgen<strong>des</strong> von größter Bedeutung: es gehört zu ihrem Wefen<br />
nicht bloß reproduktive Sepung von zeitlichem Sein, fondern eine<br />
gewiffe Beziehung zum <strong>inneren</strong> Bewußtfein. Zum Wefen der Erinnerung<br />
gehört primär, daß fie Bewußtlein vom Wahrgenommengewefen-fein<br />
ift. Erinnere ich mich anfchaulid) an einen äußeren<br />
Vorgang, fo habe ich eine reproduktive Finfcbauung von ihm. Und<br />
es ift eine feende Reproduktion. Diefe äußere Reproduktion ift<br />
aber notwendig bewußt durch eine innere Reproduktion 1). Ein<br />
äußeres Ericheinen muß ja reproduziert werden, in dem der äußere<br />
Vorgang in beftimmter Erfcbeinungsweife gegeben ift. Das äußere<br />
Ericheinen als Erlebnis ift Einheit <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Bewußtfeins, und<br />
dem <strong>inneren</strong> Bewußtfein entfpricht die innere Reproduktion. Es<br />
beftehen nun aber für die Reproduktion eines Vorgangs zwei<br />
Möglichkeiten: es kann die innere Reproduktion eine feende fein<br />
und demnach die Erfcheinung <strong>des</strong> Vorgangs gefebt fein in der Einheit<br />
der immanenten Zeit; oder es kann auch die äußere Reproduktion<br />
eine fetende fein, die den betreffenden zeitlichen Vorgang<br />
1) Vgl. Beilage XI, S. 481 ff.