Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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571 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 423<br />
Empfindungsinhalt, je<strong>des</strong> andere Jet einen individuell anderen,<br />
möge er materiell auch genau derfeIbe fein. Fibfolut dasfelbe c<br />
jet und fpäter ift empfindungsmäßig gleich, aber individuell ein<br />
anderes.<br />
Was hier »individuell« heißt, das ift die urfprünglid)e Tem.<br />
poralform der Empfindung, oder, wie ich auch fagen kann, die<br />
Temporalform der urfprünglichen Empfindung, hier der Empfindung<br />
<strong>des</strong> jeweiligen Jetpunktes und nur diefer. Fiber eigentlich ift der<br />
Jetpunkt felbft durch die urfprüngliche Empfindung zu definieren,<br />
fo daß der ausgefprochene Se nur als Hinweis auf das, was gemeint<br />
fein foll, zu gelten hat. Impreffion gegenüber Phantasma<br />
unterfobeidet fich durch den Charakter der Originaritän Nun haben<br />
wir innerhalb der Impreffion die Urimpreffion hervorzuheben, der<br />
gegenüber das Kontinuum von Modifikationen im primären Erinnerungsbewußtfein<br />
dafteht. Die Urimpreffion ift das abfolut Unmodifizierte,<br />
die Urquelle für alles weitere ljewußtfein und Sein. Urimpreffion<br />
hat zum Inhalt das, was das Wort Jett betagt, wofern<br />
es im ftrengften Sinne genommen wird. Je<strong>des</strong> neue Jet ift Inhalt<br />
einer neuen Urimpreffion. Stetig leuchtet eine neue und immer<br />
neue Impreffion auf mit immer neuer, bald gleicher, bald wechfelnder<br />
Materie. Was Urimpreffion von Urimpreffion fcheidet, das ift das<br />
individualifierende Moment der urfpränglichen Zeitftellenimpreffion,<br />
die etwas grundwefentlich Verfchiedenes ift gegenüber der Qualität<br />
und fonftigen materiellen Momenten <strong>des</strong> Empfindungsinhaltes. Das<br />
Moment der urfprünglichen Zeitftelle ift natürlich nichts für fid),<br />
die Individuation ift nichts neben dem, was Individuation hat. Der<br />
ganze Jetpunkt nun, die ganze originäre Impreffion erfährt die<br />
Vergangenheitsmodifikation, und erft durch fie haben wir den ganzen<br />
Jetbegriff erfcböpft, fofern er ein relativer ift und auf ein »vergangen«<br />
hinweift, wie »vergangen« auf das »jet«. Ruch diefe<br />
Modifikation betrifft zunächft die Empfindung, ohne ihren allgemeinen<br />
impreffionalen Charakter aufzuheben. Sie modifiziert den<br />
Gefamtgehalt der Urimpreffion fowohl nach Materie als nach Zeitfie<br />
modifiziert aber genau in dem Sinne, wie es eine Phantafiemodifikation<br />
tut, nämlich durch und durch modifizierend und<br />
doch das intentionale Wefen (den Gefamtgehale nicht verändernd.<br />
Filfo, die Materie ift diefelbe Materie, die Zeitftelle diefelbe<br />
Zeitftelle, nur die Weife der Gegebenheit hat fid) geändert: es ift<br />
Vergangenheitsgegebenheit. Muf diefem Empfindungsmaterial baut<br />
1) über Imprefffon und Phantasma vgl. Beilage II, S. 452ff.