Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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1191 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 485<br />
daß die Zuwendung zu dem zuwendungsfreien Gegenftand hinzutritt.<br />
Wir verftehen ohne weiteres, was es heißt, einem Gegenftande<br />
zugewendet fein — etwa diefem Papier und fpeziell einer Ecke <strong>des</strong><br />
Papiers, die befonders hervorgehoben ift. Etwas total anderes als<br />
das Speziell-beachtete und Nichtbeachtete am Objekt ift diefer Unterfcbied<br />
auf »fubjektiver Seite«, das Aufmerken felbft in feinen Schritten.<br />
Der Gegenftand ift gegeben in einem attentionalen Modus, und auf<br />
den Wechfel diefer Modi können wir eventuell felbft wieder die<br />
Aufinerkfainkeit richten: eben auf das, was wir je4t befcbrieben<br />
haben, daß vom Gegenftand bald dies, bald jenes in befonderer<br />
Weife gegenftändlich ift und daß, was nun bevorzugt ift, vorher fchon<br />
unbevorzugt da war, daß je<strong>des</strong> Bevorzugte einen Hintergrund hat,<br />
eine Umgebung in jenem gegenftändlichen Gefamtrahmen ufw. Zum<br />
Wefen diefes Gegenftan<strong>des</strong> gehört es, daß er ein Unfelbftändiges ift,<br />
daß er nicht fein kann ohne »feine« Darftellungsweife, d. I. ohne<br />
die ideale Möglichkeit, diele zum Gegenftand zu machen und wieder<br />
von diefer zu ihm überzugehen; und zum Wefen <strong>des</strong> »einen und<br />
feilen« Gegenftan<strong>des</strong>, den ich in einer Reihe bewußt habe, gehört<br />
es, daß der Blick eben auf diele Reihe von Darftellungsweifen zu<br />
richten ift ufw.<br />
Diefe Reflexionen vollziehen fich in der Einheit eines Zeitbewußtfeins,<br />
das neu Erfaßte war — fo heißt es — fchon da, gehört zu<br />
dem früher Erfaßten als Hintergrund ufw. Jede »Wandlung der<br />
FIufmerkfamkeit« befagt eine Kontinuität von Intentionen, und andererfeits<br />
liegt in diefer Kontinuität erfaßbar eine Einheit, eine konftituierte<br />
Einheit: die Einheit <strong>des</strong>felben, das fich nur in verfchiedenen<br />
attentionalen Wandlungen darftellt und von dem verfchiedene Momente,<br />
Teile jeweils »aufgemerkt«, »im Lichte ftehend« find.<br />
Was ift nun Aufmerkfamkeit anderes als der Ablauf von Untetfchieden<br />
folcher Modi <strong>des</strong> »Bewußtfeins als folchen« und der Umftand,<br />
daß folche Wahrgenommenheiten in eins zufammengehen, in<br />
der Form »dasfelbe« und, das einmal diefen, das andere Mai jenen<br />
attentionalen Modus hat? Was heißt es nun, auf das Moment »Zu.<br />
wendung auf« reflektieren? Einmal laufen die attentionalen Modi<br />
»naiv« ab: ich bin in ihrem Fiblauf dem in ihnen erfcheinenden<br />
Gegenftand zugewendet; das andere Mal ift ein vergegenftändlichender<br />
Blick auf die Reihe der Modi felbft gerichtet, id) kann fie in der<br />
Erinnerung wiederholt durchlaufen, und diele Reihe hat als folche<br />
ihre Einheit.