Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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471 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 413<br />
§ 26. Unterfchiede zwifcben Erinnerung und<br />
Erwartung.<br />
Es ift ferner zu unterfuchen , ob Erinnerung und Erwartung<br />
einander gleicbftehen. Die anfchauliche Erinnerung bietet mir die<br />
lebendige Reproduktion der ablaufenden Dauer eines Ereigniffes,<br />
und unanfcbaulich bleiben nur die Intentionen, die <strong>zur</strong>ückweifen auf<br />
das Vorher und vorweifen bis zum lebendigen lebt.<br />
In der anfd)aulid)en Vorftellung eines künftigen Ereigniffes<br />
habe ich je4t anfd)aulicb das produktive »Bild« eines Vorgangs,<br />
der reproduktiv abläuft. Daran knüpfen fic:b unbeftimmte<br />
Zukunftsintentionen und Vergangenheitsintentionen, d. i. Intentionen,<br />
die vom linfang <strong>des</strong> Vorgangs die Zeitumgebung betreffen, die im<br />
lebendigen Jett terminiert. Infofern ift die Erwartungsanfcbauung<br />
umgeftülpte Erinnerungsanfd)auung, denn bei diefer gehen die jept.<br />
Intentionen dem Vorgang nicht »vorher«, fondern folgen nach. Sie<br />
liegen als leere Umgebungsintentionen »in entgegengefeter Richtung«.<br />
Wie fleht es nun mit der Gegebenheitsweife <strong>des</strong> Vorgangs<br />
felbft? Macht es einen wefentlicben Unterfchied aus, daß in der<br />
Erinnerung der Gehalt <strong>des</strong> Vorgangs beftimmter ift? Fluch die<br />
Erinnerung kann anfd)aulich, aber doch nicht lehr beftimmt fein, fo.<br />
fern manche anfchaulicben Komponenten gar nicht wirklichen Erinnerungsdiatakter<br />
haben. Bei »vollkommener« Erinnerung allerdings<br />
würde alles bis ins einzelne klar und als Erinnerung charakterifiert<br />
fein. aber idealitet ift das auch bei der Erwartung möglich.<br />
Im allgemeinen läßt fie viel offen, und das Offenbleiben ift<br />
wieder ein Charakter der betreffenden Komponenten. leer prinzipiell<br />
ift ein prophetifcbes Bewußtfein (ein Bewußtfein, das fich<br />
felbft für propbetifd) ausgibt) denkbar, dem jeder Charakter der<br />
Erwartung, <strong>des</strong> Seinwerdenden, vor ?lugen fteht: etwa wie wenn<br />
wir einen genau beftimmten Plan haben und anfd)auend das Ge.<br />
plante vorftellend es fozufagen mit Haut und Haar als künftige Wirk.<br />
lichkeit hinnehmen. Doch wird auch da manches Belanglofe in der<br />
anfd)aulichen Fintizipation der Zukunft fein, das als Lückenbüßer<br />
das konkrete Bild ausfüllt, das aber vielfach anders fein kann, als<br />
das Bild es bietet: es ift von vornherein dmrakterifiert als Offenheit.<br />
Prinzipielle Unterfchiede aber liegen in der Weife der Erfüllung.<br />
Vergangenheitsintentionen erfüllen fich notwendig durch Herftellung<br />
der Zufammenbänge anfchaulicher Reproduktionen. Die Reproduktion<br />
<strong>des</strong> vergangenen Ereigniffes läßt hinftchtlid) ihrer Gültigkeit<br />
(im <strong>inneren</strong> Bewußtfein) nur Beftätigung der Erinnerungsunbeftimmt.<br />
heften und Vervollkommnung durch Verwandlung in eine Repro.