Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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59) Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 425<br />
tion zu dem der FIMtand der zum Vorgang gehörigen Zeitpunkte<br />
vom jeweiligen Jett ftetig vergrößert, fomit die Erfdeinung<br />
<strong>des</strong> Zurückfinkens, Sicbentfernens erwächft.<br />
§ 32. Tinten der Reproduktion an der Konftitution<br />
der einen objektiven Zeit.<br />
Mit der Erhaltung der Individualität der Zeitpunkte beim Zurückünken<br />
in die Vergangenheit haben wir aber noch nicht das<br />
Bewußtfein einer einheitlichen, homogenen, objektiven Zeit. Für<br />
das Zuftandekommen diefes Bewußtfeins fpielt die reproduktive Erinnerung<br />
(als anfchauliche, wie in der Form leerer Intentionen)<br />
eine wichtige Rolle. jeder <strong>zur</strong>üdtgefcbobene Zeitpunkt kann vermöge<br />
einer reproduktiven Erinnerung zum Nullpunkt einer Zeitanteballung<br />
gemacht werden und wiederholt gemacht werden. Das<br />
frühere Zeitfeld, in dem das gegenwärtig Zurückgefcbobene ein Jett<br />
war, wird reproduziert und das reproduzierte Jett mit dem noch<br />
in fritcher Erinnerung lebendigen Zeitpunkt identifiziert: die individuelle<br />
Intention ift diefelbe 1)• Das reproduzierte Zeitfeld reicht<br />
weiter als das aktuell gegenwärtige. Nehmen wir darin einen Vergangenheitspunkt,<br />
fo ergibt die Reproduktion durch Überfchiebung<br />
mit dem Zeitfeld, in dem diefer Punkt das Jett war, einen weiteren<br />
Rückgang in die Vergangenheit ufw. Dieter Prozeß ift evidentermaßen<br />
als unbegrenzt fortfetbar zu denken, obwohl die aktuelle<br />
Erinnerung praktifcb bald vertagen wird. Es ift evident, daß jeder<br />
Zeitpunkt fein Vorher und Nachher hat, und daß die Punkte und<br />
Strecken vorher fich nicht verdichten können in der Weife einer<br />
Finnäherung an eine mathematifche Grenze wie etwa die Grenze der<br />
Intenütät. Gäbe es einen Grenzpunkt, fo entfpräche diefern ein Jett,<br />
dem nichts vorangegangen wäre, und das ift evident unmöglich 2). Ein<br />
Jett ift immer und wefentlid) ein Randpunkt einer Zeiterecke. Und<br />
evident ift, daß diefe ganze Strecke <strong>zur</strong>üdtünken muß und dabei ihre<br />
ganze Größe, ihre ganze Individualität (Id) erhält. Freilich ermöglicht<br />
die Phantafie und Reproduktion keine Extenfion der Zeitantchauung<br />
in dem Sinn, als ob der Umfang reell gegebener Zeitabftufungen<br />
im Simultanbewußtfein vergrößert würde. Man fragt vielleicht mit<br />
Beziehung darauf: wie kommt es bei diefen fukzeifiven Fineinanderreibungen<br />
von Zeitfeldern zu der einen objektiven Zeit mit der<br />
1) Vgl. Beilage IV: Wiedererinnerung und Konftitution von Zeitobjekten<br />
und objektiver Zeit, S. 4591f.<br />
2) Vgl. 5. 400.