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Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins

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331 Votlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtleins. 399<br />

Offenbär deckt fich der hier obwaltende Sinn von »Wahrnehmung«<br />

nicht mit dem früheren. Es bedarf weiterer Scheidungen. Wenn<br />

wir in der Erfaffung eines Zeitobjektes wahrnehmen<strong>des</strong> und<br />

erinnern<strong>des</strong> (retentionales)Bewußtfein untericheiden,<br />

fo entfpricht dem Gegenfae von Wahrnehmung und primärer Erinnerung<br />

am Objekt der Gegenfae zwifcben »jeet gegenwärtig« und<br />

»vergangen«. Zeitobjekt e, das gehört zu ihrem Weien, breiten<br />

ihre Materie über eine Zeit ft r e ck e aus, und folche Objekte<br />

können fid) nur konftituieren in Mitten, die eben die Unterfcbiede der<br />

Zeit konftituieten. Zeitkonftituierende ?Ude find aber iikte — und<br />

zwar wefensmäßig —, die auch Gegenwart und Vergangenheit konftituieren,<br />

lie haben den Typus jener »Zeitobjekt-Wahrnehmungen«,<br />

die wir nach ihrer merkwürdigen Fluffaffungskonftitution ausführlich<br />

befd)rieben haben. Zeitobjekte müffen ficb fo konftituieren. Das befagt:<br />

ein Akt, der den Finfpruch erhebt, ein Zeitobjekt felbft zu geben, muß<br />

in fich »jeetauffaffungen«, »Vergangenheitsauffaffungen« ufw. enthalten<br />

und zwar in der Weife urfpriinglich konftituierender.<br />

Beziehen wir nun die Rede von Wahrnehmung auf die 0 e<br />

gebenheits un terf ch jede, mit denen Zeitobjekte auftreten,<br />

dann ift der Gegenfae von Wahrnehmung die hier auftretendeprimäre<br />

Erinnerung und primäre Erwartung<br />

(Retention und Protention), wobei Wahrnehmung und Nich t-<br />

Wahrnehmung kontinuierlich ineinander übergehen. In<br />

dem Bewußtfein direkt anfd)auender Erfaffung eines Zeitobjektes,<br />

z. B. einer Melodie, ift wahrgenommen der jeet gehörte Takt oder<br />

Ton oder Tonteil und nicht wahrgenommen das momentan als vergangen<br />

Fingethaute. Die fluffaffungen gehen hier kontinuierlich<br />

ineinander über, fie terminieren in einer Fiuffaffung, die das Jet<br />

konftituiert, die aber nur eine ideale Grenze ift. Es ift ein Steig erungskontinuum<br />

gegen eine ideale Grenze hin; ähnlich<br />

wie das Kontinuum der Rotfpezies gegen ein ideales reines<br />

Rot konvergiert. Wir haben in unferem Falle aber nicht einzelne<br />

Fiuffaffungen, den einzelnen Rotnuancen entfprechend, die ja für<br />

f i d) gegeben fein können, fondern wir haben immer nur<br />

und können dem Wefen der Sache gemäß nur haben Kontinuitäten<br />

von Fluffaffungen oder vielmehr ein einziges K ontinuum,<br />

da s ft ändig fi ch modifizier t. Teilen wir diefes Kontinuum<br />

irgendwie in zwei angrenzende Teile, fo ift derjenige, der das Jett<br />

einfchließt, bzw. es zu konftituieren befähigt ift, ausgezeichnet und<br />

konftituiert das »grobe« Jett, das fofort wieder in ein feineres Jett<br />

und in ein Vergangen zerfällt, fowie wir es weiter teilen ufw.

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