Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 373<br />
fluffaffungscharakteren und in den. zu dem Wefen diefer Charaktere<br />
gehörigen Gefeemäßigkeiten. Das voll zu durchfchauen und zum<br />
klaren Verftändnis zu bringen, ift eben Erkenntnisphänomenologie.<br />
§ 2. Die Frage nach dem »Urfprung der Zeit«.<br />
Wir verftehen nach diefen Reflexionen auch den Unterfchied der<br />
phänomenologifchen (bzw. erkenntnistheoretifcben) Urfprungsfrage<br />
von der pfychologifchen hinfichtlich aller für Erfahrung konftitutiven<br />
Begriffe, und fo auch hinfichtlicb <strong>des</strong> Zeitbegriffs. Die er kenntnistheoretifche<br />
Frage nach der Möglichkeit der Erfahrung<br />
(die zugleich die Frage nach dem Wesen der Er f a hr<br />
ung ift) erfordert den Rückgang zu den phänomenologifcben<br />
Daten, aus denen das Erfahrene phänomenologifch befteht. Sofern<br />
das Erfahren durch den Gegenfae zwifchen »uneigentlich « und<br />
»eigentlich« gefpalten wird und die eigentliche Erfahrung, die intuitive<br />
und leetlich adäquate, das Richtmaß der Erfahrungsbewertung<br />
hergibt, bedarf es befonders der Phänomenologie der »eigentlichen«<br />
Erfahrung.<br />
Demgemäß führt auch die Frage nach dem Wesen der Zeit<br />
<strong>zur</strong>ück auf die Frage nach dem »U rfprun g« der Z ei t. Diefe<br />
Ur fp run gsf r ag e ift aber auf die primitiven Geftaltungen<br />
<strong>des</strong> Zeitbewußtseins gerichtet, in denen die primitiven Differenzen<br />
<strong>des</strong> Zeitlichen fich intuitiv und eigentlich als die originären Quellen<br />
aller auf Zeit bezüglichen Evidenzen konftituieren. Diefe Urfprungsfrage<br />
darf nicht verwechfelt werden mit der Frage nach d e rn<br />
pfychologifchen Ur fprung, der Streitfrage <strong>des</strong> Empirismus<br />
und Nati vi s m us. Bei der leeteren ift gefragt nach dem<br />
urfprünglichen Empfindungsmaterial, aus dem die<br />
objektive Raum.. und Z eitanfcbauung im menfchlichen<br />
Individuum und logar in der Gattung entfteht. Uns ift die Frage<br />
nach der empirifchen Genesis gleichgültig, uns intereffieren die Erlebniffe<br />
nach ihrem gegenftändlichen Sinn und ihrem defkriptiven<br />
Gehalt. Die pfychologifche Fipperzeption, welche die Erlebniffe als<br />
pfychifche Zuftände von empirifchen Perfonen, p f y eh ophyfif ch en<br />
Subjekte n, auffaßt und zwifcben ihnen fei es rein pfychifcbe,<br />
fei es pfychophyfifche Zufammenhänge aufdeckt und das Werden,<br />
Sichgeftalten und Umgeftalten der pfychifchen Erlebniffe naturgefeell<br />
eh verfolgt, diefe pfychologifche Fipperzeption ift eine ganz<br />
andere als die phänomenologif ch e. Die Erlebniffe werden<br />
von uns keiner Wirklichkeit eingeordnet. Mit der Wirklichkeit<br />
haben wir es nur zu tun, infofern ße gemeinte, vorgeftellte, ange-