Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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351 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 401<br />
hin war das Vergangenheitsbewußtfein, nämlich das primäre, keine<br />
Wahrnehmung, weil Wahrnehmung als der das Jet originär konftituierende<br />
Pikt genommen war. Das Vergangenheitsbewußtfein<br />
k o n ft ituiert aber nicht ein Jett, vielmehr ein »f o eb en gewef<br />
en «, ein dem Jet intuitiv Vorangegangenes. Nennen wir<br />
aber Wahrnehmung den ii kt, in dem aller »Ur fprung« liegt,<br />
der originär konftituiert, fo ift die primäre Erinne•<br />
rung Wahrnehmung. Denn nur in der primären Erinnerung<br />
leben wirVergangenes,nurinihrkonftituiertfich<br />
Vergangenheit, undzwar nicht repräfentativ, fondern prä•<br />
fent ati v. Das Soebengewefen, das Vorher im Gegenfat zum<br />
Jett kann nur in der primären Erinnerung direkt erfchaut werden;<br />
es ift ihr Wefen, diefes Neue und Eigentümliche <strong>zur</strong> primären,<br />
direkten Finfd)auung zu bringen, genau fo wie es das Wefen der<br />
Jetwahrnehmung ift, das Jett direkt <strong>zur</strong> Finfdmuung zu bringen.<br />
Wiedererinnerung hingegen wie Phantafie bietet uns bloß Vergegenwärtigung,<br />
üe ift »gleichfam« dasfelbe Bewußtfein wie der<br />
zeitfchaffende Jettakt und Vergangenheitsakt, »gleichfarn« dasfelbe,<br />
aber doch modifiziert. Das phantafierte Jett ftellt ein Jett vor,<br />
gibt aber nicht felbft ein Jett, das phantafierte Vorher und Nachher<br />
ftellt ein Vorher und Nachher nur vor ufw.<br />
§ 18. Die Bedeutung der Wiedererinnerung<br />
für die Konftitution <strong>des</strong> Bewußtfeins von Dauer<br />
und Folge.<br />
Etwas anders ftellt fleh die konftitutive Bedeutung von primärer<br />
und fekundärer Erinnerung dar, wenn wir ftatt der Gegebenheit<br />
dauernder Gegenftändlichkeiten die Gegebenheit der<br />
Dauer und Folge felb ft ins Fiuge fallen.<br />
Nehmen wir an, Fi trete als Urimpreffion auf und dauere eine<br />
Weile fort und ineins mit der Retention von Fi in gewiffer Enfwiddungsftufe<br />
trete B auf und konftituiere fid) als dauern<strong>des</strong> B.<br />
Dabei ift das Bewußtfein während diefes ganzen »Prozeffes« Be•<br />
wußtfein <strong>des</strong>felben »in die Vergangenheit rückenden« Fi, <strong>des</strong>felben<br />
im Fluß diefer Gegebenheitsweifen und <strong>des</strong>felben nach feiner zu<br />
feinem Seinsgehalt gehörenden Seinsform »Dauer«, nach allen Punkten<br />
diefer Dauer. Dasfelbe gilt von B und dem leftand der beiden<br />
Dauern bzw. ihrer Zeitpunkte. Dazu tritt aber hier etwas Neues:<br />
B f olgt auf 11, es ift eine Folge zweier dauernder Daten gegeben<br />
mit einer beftimmten Zeitform, einer Zeitftrecke, die das<br />
Nacheinander umfpannt. Das S uk z effionsbewußtf ein ift ein<br />
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