Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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871 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 453<br />
ild) leer vorgeftellt fein. Die Finfcbauung (auch die Leervorftelhing)<br />
ift fchlidee, unmittelbare Votftellung <strong>des</strong>felben, eine fymbolifche<br />
Vorftellung ift eine fundierte, durch eine fchlichte Vorftellung vermittelte<br />
Vorftellung und zwar eine leere. Eine anfchauliche Vorftellung<br />
bringt den Gegenftand <strong>zur</strong> Erfcheinung, eine leere nicht.<br />
Wir können zunächft untericheiden: f chli ch t e Vorftellungen in<br />
fchlid)te aufchauliche und fcblichte leere. Eine leere Vorftellung kann<br />
aber auch eine fymb olif cb e fein, welche den Gegenftand nicht nur<br />
leer vorftellt, fondern ihn »durch« Zeichen oder Bilder vorftellt.<br />
Im leeteren Fall ift der Gegenftand verbildlide, in einem Bilde<br />
veranfchaulicht, aber nicht »felbft« anfcbaulich vorgeftellt. Jede anfchauliche<br />
Vergegenwärtigung von einem Gegenftändlichen ftellt dasfelbe<br />
phantafiemäßig vor. Sie »enthält« eine Phantafiee<br />
r f cb einung von ihm. Dabei kann die Vergegenwärtigung den<br />
Charakter der El ktu all tät oder Inaktualität haben, und es<br />
kann der Gewißheitsmodus beliebig fein: Gewißheit, Finmutung, Vermutung,<br />
Zweifel ufw. Ferner ift es gleichgültig, ob die Vergegenwärtigung<br />
das Gegenftändliche als Vergangenes oder als Jetfeien<strong>des</strong><br />
auffaßt (doch bei der Erwartung, wenn fie das Erwartete veranfchaulicht,<br />
haben wir fchon ein fytnbolifcbes Bewußtfein). Es bleibt überall<br />
als gemeinfamer Kern die »bloße Phantafieerfcheinung«. Freilich ift hier<br />
das Problem, klarzulegen, wie diefer Kern mit all dem anderen fozufagen<br />
umhüllt ift; wie fleh mit der Kernauffaffung weitere Fluffaffungen<br />
verbinden. — Ebenfo finden wir bei allen fchlicht anicbaulichen<br />
Gegenwärtigungen eine Erfcheinung, und den fymbolifch veranfd)aulichenden<br />
liegt eine Erfcbeinung jeet nicht eine Phantafieericheinung,<br />
fondern eine Wahrnehmungsericheinung — zugrunde. Filfo wir unterfcbeiden<br />
Wahrnehmungseridninungen und Phantafieericbeinungen, die<br />
leeteren enthaltenFluffaffungsmaterial, »Phantasmen« (Vergegenwärtigungsmodifikationen<br />
von Empfindungen), die erften Empfindungen.<br />
Wie ift nun die Phantafieerfcheinung Modifikation (vergegenwärtigende<br />
Modifikation) der entfprecbenden Wahrnehmungserfcbeinung?<br />
Natürlich nicht nach feiten der qualitativen Modi, die ja<br />
außer Spiel bleiben. lindererfelts haben wir unangefehen <strong>des</strong> evtl.<br />
Wechfels diefer Modi eine Modifikation. Den Empfindungen entfprechen<br />
die Phantasmen, aber auch die nuffaffungen (und die vollen<br />
Erfcbeinungen) find beiderfeits, und zwar in derfelben Hinficbt, modifiziert,<br />
die Fluffaffungen unangefehen ihrer Modalität. Sei es auch<br />
fo, daß die FIuffaffung und die volle Erfcbeinung einen qualitativen<br />
Modus verlangte, fo ginge doch diefen diejenige »imaginative« Modifikation,<br />
von der wir hier fprechen, nichts an.