Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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460 Edmund Hufferl, 194<br />
und in verfchiedenen Fikten, die dann eine Sukzeffion bilden, identifiziert<br />
werden.<br />
Wiedererinnerung ift nicht nur Wiederbewußtfein für das Objekt,<br />
fondern wie die Wahrnehmung eines Zeitobjektes feinen Zeithorizont<br />
mit 'ich führt, fo wiederholt die Wiedererinnerung auch<br />
das Bewußtfein diefes Horizonts. Zwei Wiedererinnerungen können<br />
Erinnerungen an gleiche Zeitobjekte fein, z. B. an zwei gleiche Töne.<br />
Fiber fie find Wiedererinnerungen vom felben Zeitobjekt, wenn nicht<br />
der bloße Dauerinhalt derfelbe ift, fondern der Zeithorizont derfelbe<br />
ift, wenn alfo die beiden Wiedererinnerungen voll und ganz einander<br />
nach dem intentionalen Gehalt wiederholen, unbefchadet der<br />
Unterfchiede der Klarheit oder Dunkelheit, Lückenhaftigkeit ufw.<br />
Identität von Zeitobjekten ift alfo ein konftitutives Einheitsprodukt gewiffer<br />
möglicher Identifizierungsdedtungen von Wiedererinnerungen.<br />
Im fubjektiven Zeitfluß freut ficb Zeitobjektivität her, und es gehört<br />
wefensmäßig zu ihr, in Wiedererinnerungen identifizierbar und damit<br />
Subjekt von identifcben Prädikaten zu fein.<br />
Die aktuell gegenwärtige Zeit ift orientiert, ift immerfort im<br />
Fluß und immerfort von einem neuen Jet aus orientiert. In der<br />
Wiedererinnerung ift die Zeit zwar in jedem Moment der Erinnerung<br />
auch orientiert gegeben, aber jeder Punkt ftellt einen objektiven<br />
Zeitpunkt dar, der immer wieder identifiziert werden kann,<br />
und die Zeitftrecke ift aus lauter objektiven Punkten gebildet und<br />
felbft immer wieder identifizierbar. Was ift da das identifcbe Objekt?<br />
Die Reihe von Urimpreffionen und ftetigen Modifikationen,<br />
eine Reihe von RFmilchkelten, die fid) deckende Geftalten von Reihen<br />
der Gleichheit oder Verfchiedenheit, aber innerhalb allgemeiner<br />
Gleichheit herftellt: diefe Reihe gibt urfprüngliches Einheitsbewußtfein.<br />
Notwendig wird in folcher Modifikationsreihe eine Einheit bewußt,<br />
der dauernde (ftetig gleiche oder veränderte) Ton und in<br />
anderer Blickftellung dann die Dauer, in der der Ton einer ift, fix:6<br />
verändert oder nicht verändert. Und der Ton dauert fort, feine<br />
Dauer »wird größer«, und er »hört auf«, ift vorüber, feine ganze<br />
Dauer ift abgelaufen und rückt mehr und mehr in die Vergangenheit.<br />
?Ufo er, der Ton, gibt fich hier als der in feiner Dauer etwa<br />
beftändig unveränderte Ton; aber diefer in feiner Dauer — inhaltlich<br />
— unveränderte Ton erfährt eine Wandlung, die nicht den Inhalt<br />
angeht, fondern die ganze Gegebenheitsweife <strong>des</strong> »Inhalts in feiner<br />
Dauer«. Halten wir uns an die Phänomene, fo haben wir eben<br />
verfchiedene Einheitsbildungen. Beftändige Wandlung der Gegebenheitsweife,<br />
aber durch die Wandlungslinien hindurch, die jedem Punkt