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Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins

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851 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 451<br />

deren Punkt aus ihm ftetig erzeugt denken können, und jede ftetige<br />

Erzeugung ift eine Erzeugung durch ftetige Iterierung. Jeden Ab«<br />

ftand können wir ja in infinitum teilen und bei jeder Teilung den<br />

fpäteren Teilungspunkt mittelbar durch die früheren erzeugt denken,<br />

und fo erzeugt fich ein beliebiger Punkt fcbließlid) durch eine von<br />

unendlich vielen Intenfitätsfteigerungen (deren jede diefelbe unendlich<br />

kleine Steigerung ift). So ift es nun auch bei der zeitlichen Modifikation,<br />

oder vielmehr, während fonft, bei anderen Kontinuis, die<br />

Rede von der Erzeugung ein Bild ift, ift Re hier eine eigentliche<br />

Rede. Das zeitkonftituierende Kontinuum ift ein Fluß ftetiger Erzeugung<br />

von Modifikationen und Modifikationen. Vom aktuellen<br />

Jet aus, der jeweiligen Urimpreffion u, gehen die Modifikationen<br />

im Sinn von Iterationen, aber ftetig vorwärts, fie find nicht nur<br />

Modifikationen in Beziehung auf u, fondern auch der Reihe nach<br />

Modifikationen voneinander In der Reihenfolge, in der Re verlaufen.<br />

Das ift das Charakteriftifcbe ftetiger Erzeugung. Stetig zeugt Modifikation<br />

immer neue Modifikation. Die Urimpreffion ift der abfolute<br />

Hnfang diefer Erzeugung, der Urquell, das, woraus alles andere<br />

ftetig fleh erzeugt. Sie felber aber wird nicht erzeugt, fie entfteht<br />

nicht als Erzeugtes, fondern durch genesis spontanea, Re ift Urzeugung.<br />

Sie etwrieft nicht (Re hat keinen Keim), Re ift Urfchöpfung.<br />

Heißt es: ftetig bildet fich an das Jet, das fich zum Nicht-3ett<br />

modifiziert, ein neues Jetzt an, oder es erzeugt, es entfpringt urplötlich<br />

eine Quelle, fo find das Bilder. Es kann nur gefagt werden:<br />

Bewußtfein ift nichts ohne Impreffion. Wo etwas dauert, da geht<br />

a über in xa', xa' in yx' a" ufw. Die Erzeugung <strong>des</strong> Bewußtfeins<br />

aber geht nur von a zu a', von xa' zu x' a"; dagegen das a, x, y<br />

ift nichts Bewußtfeins -Erzeugtes, es ift das Urgezeugte, das »Neue«,<br />

das bewußtfeinsfremd Gewordene, Empfangene, gegenüber dem<br />

durch eigene Bewußtfeinsfpontaneität Erzeugten. Die Eigentümlichkeit<br />

diefer Bewußtfeinsfpontaneität aber ift, daß fie nur Urgezeugtes<br />

zum Wachstum, <strong>zur</strong> Entfaltung bringt, aber nichts »Neues« fchafft.<br />

Freilich, was wir empirifch Werden, Erzeugung nennen, das bezieht<br />

fich auf Objektivität, und das liegt ganz wo anders. Hier handelt<br />

es Lid, um die Spontaneität <strong>des</strong> Bewußtfeins, oder vorflohtiger: um<br />

eine Urfpontaneität <strong>des</strong>felben.<br />

Das Urfprungsmoment ift nun — je nachdem es fich um die<br />

Urquelle für das betreffende Jet <strong>des</strong> konftituierten Inhalts oder<br />

um die fpontanen Bewußtfeinserzeugungen handelt, in denen die<br />

Identität diefes Jet fich in der Gewefenheit durchhält — entweder<br />

Urimpteffion oder Ur.Erinnerung, Ur-Phantafie ufw. Gehen wir<br />

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