Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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511 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 417<br />
§ 29. Gegenwartserinnerung.<br />
Für die Sphäre der Finfehauung von äußerer Zeit und Gegenftändlichkeit<br />
ift noch ein anderer Typus unmittelbarer reproduktiver<br />
finfdlauung von zeitlichen Gegenftänden (auf die unmittelbare an.<br />
fchauung von Zeitgegenftänden beiehenkten ficb ja alle uniere Flusführungen<br />
und ließen die mittelbaren, bzw. unanfcbaulichen Erwartungen<br />
und Erinnerungen außer Spiel) zu berückliehligen.<br />
Ich kann mir auch ein Gegenwärtiges als jeet feiend vorftelIen,<br />
ohne es jeet leibhaft vor mir zu haben, fei es auf Grund früherer<br />
Wahrnehmungen, fei es nach einer Beienreibung oder dgl. Im erften<br />
Fall habe ich zwar eine Erinnerung, aber ich gebe dem Erinnerten<br />
Dauer bis zum aktuellen Jett, und für diele Dauer habe ich keine<br />
innerlich erinnerten »Erfcheinungen«. Das »Erinnerungsbild« dient<br />
mir, aber ich feee nicht das Erinnerte als ein folcbes, das Gegenftändliche<br />
der <strong>inneren</strong> Erinnerung, in feiner ihm zukommenden<br />
Dauer. Gefeet ift das Dauernde als fleh in diefer Ericheinung darftellend,<br />
und das erfcbeinende jeet feeen wir und das immer neue<br />
jeet ufw.; aber wir feeen es nicht als »vergangen«.<br />
Wir willen, das »Vergangene« bei der Erinnerung lagt auch<br />
nicht, daß wir im jeeigen Erinnern uns ein Bild machen von dem<br />
früheren, und was dergleichen Konftruktionen mehr find. Sondern<br />
wir feeen einfach das Ericheinende, das Fingefd)aute, das natürlich<br />
nach feiner Zeitlichkeit nur in den temporalen Modis anichaubar ift.<br />
Und dem dabei Erfcheinenden geben wir in der Weife der Erinnerung<br />
durch die Umgebungsintentionen der Erfeheinung Stellung zum<br />
jeet der fiktualität. ?Ufo müffen wir auch bei der Vergegenwärtigung<br />
eines abwefenden Gegenwärtigen nach den Umgebungsintentionen<br />
der Finfdmuung fragen, und diele find, hier natürlich von<br />
ganz anderer litt; fie haben gar keine Beziehung zum aktuellen<br />
Jett durch eine ftetige Reihe von <strong>inneren</strong> Erfebeinungen, die fämtlicn<br />
gefeete wären. Freilich ohne Zufammenhang ift diele reproduktive<br />
Ericheinung nicht. Es fall ein Dauern<strong>des</strong> fein, das da erfcheint,<br />
das gewefen ift und jeet ift und fein wird. Ich kann alio auf irgendeinem<br />
Wege hingehen und fehen, das Ding noch finden, und kann<br />
dann wieder <strong>zur</strong>ückgehen und in wiederholten »möglichen« Erfebeinungsreihen<br />
die finfchauung herftellen. Und wenn ich vorhin<br />
aufgebrochen und dahin gegangen wäre (und das ift vorgezeichnete<br />
Möglichkeit, und dem entfprecben mögliche Erfeheinungsrelben), dann<br />
hätte ich jeet diele Iinfd)auung als Wahrneinnungsanichauung ufw.<br />
?Wo die Ericheinung, die mir reproduktiv vorfeinwebt, ift zwar<br />
nicht 4:barakteefiert als innerlich impreffional gewefen, das Erfchei-<br />
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