Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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412 Edmund Hufferl, 146<br />
fcher Genefe: die Erinnerung ift in einem beftändigen Fluß, weil<br />
das Bewußtfeinsleben in beftändigetn Fluß ift und nide nur Glied an<br />
Glied in der Kette fich fügt. Vielmehr wirkt je<strong>des</strong> Neue <strong>zur</strong>ück<br />
auf das fitte, feine vorwärtsgehende Intention erfüllt Beb und beitimmt<br />
fich dabei, und das gibt der Reproduktion eine beftimmte<br />
Färbung. Hier zeigt fich alio eine a priori notwendige Rückwirkung;<br />
das Neue weift wieder auf Neues, das eintretend fleh beftinunt und<br />
für das Alte die reproduktiven Möglichkeiten modifiziert ufw. Dabei<br />
geht die rüdtwirkende Kraft der Kette nach <strong>zur</strong>ück, denn das reproduzierte<br />
Vergangen trägt den Charakter Vergangen und eine unbeftimmte<br />
Intention auf eine gewiffe Zeitlage zum Jebt. Es ift alfo<br />
nicht La, daß wir eine bloße Kette »affozilerter« Intentionen hätten,<br />
eins an das andere, dies an das nächfte (Strömende) erinnernd,<br />
fondern wir haben eine Intention, die in fich Intention auf die Reihe<br />
von möglichen Erfüllungen ift.<br />
Aber diele Intention ift eine unankhauliche, eine »leere« Intention,<br />
und ihr Gegenftändlid)es ift die objektive Zeitreihe von Ereigniffen,<br />
und diefe ift die dunkle Umgebung <strong>des</strong> aktuell Wiedererinnerten.<br />
Charakterifiert das nicht überhaupt »Umgebung«: eine<br />
einheitliche Intention, die auf eine Vielheit zufammenhängender<br />
Gegenftändlichkeiten bezogen ift und in deren gefonderter und vielfältiger,<br />
allmählicher Gegebenheit <strong>zur</strong> Erfüllung kommt? So verhält<br />
es fich auch beim räumlichen Hintergrund. Und fo hat auch je<strong>des</strong><br />
Ding in der Wahrnehmung feine Rückfeite als Hintergrund (denn<br />
es handelt lieh nicht um Hintergrund der Aufmerkfamkeit, fondern<br />
der kluffaffung). Die Komponente »uneigentliche Wahrnehmung«,<br />
die jeder tranizendenten Wahrnehmung als wefentliches Beftandftück<br />
zugehört, ift eine »komplexe« Intention, die erfüllbar ift in<br />
Zufammenhängen beftimmter Art, in Zufammenhängen von Gegebenheit.<br />
Vordergrund ift nichts ohne Hintergrund. Die erkheinende<br />
Seite ift nichts ohne nicht ericheinende. Ebenfo in der Einheit <strong>des</strong><br />
Zeitbewußtfeins: die reproduzierte Dauer ift der Vordergrund, die<br />
Einordnungsintentionen machen einen Hintergrund, einen zeitlichen,<br />
bewußt. Und in gewiffer Weife fett fich das in die Konflitution<br />
der Zeitlichkeit <strong>des</strong> Dauernden felbft mit feinem Jet, Vorher,<br />
Nachher fort. Wir haben die Analogien: für das Raumding die<br />
Einordnung in den umfaffenden Raum und die Raumwelt, andererfeits<br />
das Raumding felbft mit feinem Vordergrund und Hintergrund.<br />
Für das Zeitding; die Einordnung in die Zeitform und die<br />
Zeitwelt, andererfeits das Zeitding felbft und feine wedeelnde Orientierung<br />
zum lebendigen 3e4t.