Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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771 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 443<br />
§43. Konftitution von Dingerfcheinungen<br />
und Dingen. Konftituierte Fluffaffungen und Urauffaffungen.<br />
Betrachten wir ein folcbes primäres Bewußtfein, etwa die Wahrnehmung<br />
diefes kupfernen ?Irdenbechers: er fteht als dauern<strong>des</strong><br />
dingliches Sein da. Eine Reflexion läßt unterfcheiden: die Wahrnehmung<br />
felbft (Wahrnehmungsauffaffung konkret ineins genommen<br />
mit den Fluffaffungsdaten: die Wahrnehmungserfcbeinung im Modus<br />
der Gewißheit etwa) und das Wahrgenommene (das in evidenten,<br />
auf Wahrnehmung fundierten Urteilen zu befc:hreiben ift); es ift zugleich<br />
Gemeintes, das Meinen »lebt« im Wahrnehmen. Die Wahrnehmungsauffaffung<br />
in ihrem Modus ift, wie die Reflexion lehrt,<br />
felbft etwas immanent-zeitlich Konftituiettes, in der Einheit der<br />
Gegenwärtigkeit daftebend, obfcbon es nicht Gemeintes ift. Es ift<br />
konftituiert durch die Mannigfaltigkeit von jettphafen und Retentionen.<br />
Sowohl die Fluffaffungsinhalte als die Muffaffungsintentionen,<br />
zu denen der Modus der Gewißheit gehört, lind in diefer<br />
Weife konftituiert. Die Empfindungsinhalte konftituieren fich als<br />
Einheiten in finnlichen Impreffionen, die Fluffaffungen in anderen,<br />
mit ihnen verflochtenen Fiktimpreffionen. Die Wahrnehmung<br />
als konftituiertes Phänomen ift ihrerfeits Wahrnehmung von<br />
dem Ding.<br />
Im primären Zeitbewußtfein konftituiert fich die Ding-Erfcheinung,<br />
Ding • FIuffaffung als dauern<strong>des</strong>, unverändertes Phänomen oder<br />
als fid) verändern<strong>des</strong>. Und in der Einheit diefer Veränderung ift<br />
eine neue Einheit »bewußt« : die Einheit <strong>des</strong> unveränderten oder<br />
fid) verändernden Dinges, unverändert oder üch verändernd in<br />
feiner Zeit, feiner Dauer. In demfelben impreffionalen Bewußtfein,<br />
in dem fich Wahrnehmung konftituiert, konftituiert fich auch und<br />
eben dadurch Wahrgenommenes. Zum Wefen eines fo gebauten<br />
Bewußtfeins gehört es, zugleich Einheitsbewußtfein immanenter litt<br />
zu fein und Einheitsbewußtfein tranfzendenter litt. Und zu feinem<br />
Wefen gehört es, daß ein meinender Blick gerichtet fein kann bald<br />
auf finnlicbe Empfindung, bald auf Erfcheinung, bald auf Gegenftand.<br />
Mutatis mutandis gilt das von allen »Mkten«. überall gehört<br />
es zu ihrem Wefen, Intentionalität tranfzendenter litt zu haben<br />
und nur haben zu können durch ein immanent Konftituiertes, durch<br />
•fluffaffungen«. Und überall begründet dies die Möglichkeit, das<br />
Immanente, die Muffaffung mit ihrem immanenten Gehalt, in Beziehung<br />
zu feten zu dem Tranfzendenten. Und diefes Inbeziehungfeten<br />
ergibt wieder einen »FIkt«, einen Fikt höherer Stufe.