Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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398 Edmund Hufferl, 132<br />
»wahrgenommenen« und die vorübergegangenen Töne und<br />
nennen fle »nicht wahrgenommen«. findererfeits nennen wir die<br />
ganze Melodie eine wahrgenommene, obfd)on doch nur<br />
der Jetpunkt ein wahrgenommener ift. Wir verfahren fo,<br />
die Exterifion der Melodie in einer Extenlion <strong>des</strong> Wahrnehmens<br />
nicht nur Punkt für Punkt gegeben ift, fondern die Einheit <strong>des</strong><br />
retentionalen Bewußtfeins die abgelaufenen Töne noch felbft im<br />
Bewußtfein »fefthält« und fortlaufend die Einheit <strong>des</strong> auf das einheitliche<br />
Zeitobjekt, auf die Melodie bezogenen Bewußtfeins herftellt.<br />
Eine Objektivität derart wie eine Melodie kann nicht anders<br />
als in diefer Form »wahrgenommen«, originär felbft gegeben fein.<br />
Der konftituierte, aus Jetbewußtfein und retentionalem Bewußtfein<br />
gebaute Piktl) ift adäquate Wahrnehmung <strong>des</strong> Zeitobjekts.<br />
Diefes will ja zeitliche Unterfeede einfdeießen, und zeitliche<br />
Unterfchiede konftituieren fleh eben in folchen Phafen, in Urbewußtfein,<br />
Retention und Protention. Ift die meinende Intention<br />
auf die Melodie, auf das ganze Objekt gerichtet, fo haben wir nichts<br />
als Wahrnehmung. Richtet fie lie aber auf den einzelnen Ton für<br />
fich, oder einen Takt für fich, fo haben wir Wahrnehmung, folange<br />
eben dies Gemeinte wahrgenommen ift, und bloße Retention, fobald<br />
es vergangen ift. In objektiver Hinficht erfcbeint der Takt<br />
dann nicht mehr als »gegenwärtig«, fondern »vergangen«. Die<br />
ganze Melodie aber erfcheint als gegenwärtig, foiange fie noch<br />
erklingt, folange noch zu ihr gehörig e, in einem fluffaffungszufarnmenhang<br />
gemeinte Töne erklingen. Vergangen ift fie erft,<br />
nachdem der lete Ton dahin ift.<br />
Die fe Relativierung überträgt fleh, wie wir nach den<br />
früheren flusführungen fagen mülien, auf die einzelnen Tön e.<br />
jeder konftituiert fich in einer Kontinuität von Tondaten, und nur<br />
eine punktuelle Pbafe ift jeweils als jet gegenwärtig, während die<br />
anderen fich als retentionaler Schweif anfchließen. Wir können aber<br />
fagen: ein Zeitobjekt ift wahrgenommen (bzw. impreffional bewußt),<br />
folange es noch in ftetig neu auftretenden Urimpreffionen fich erzeugt.<br />
Wir haben fodann die Vergangenheit feIbft als w ah rgenommen<br />
bezeichnet. In der Tat, nehmen wir nicht das Ve rgehen<br />
wahr, find wir in den befehriebenen Fällen nicht direkt<br />
<strong>des</strong> Eben g ewe fenfein s, <strong>des</strong> »foeben vergangen« in feiner sagt.<br />
gegebenheit, in der Weife <strong>des</strong> Selb ft gegebenf ei ns bewußt?<br />
1) aber Akte als konftituierte Einheiten im urfpnInglichen Zeitbewußtfein<br />
vgl. § 37, 5. 430 f.