Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
311 Votlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeit bewußtfeins. 397<br />
§ 15. Die Vollzugsmodi der Reproduktion.<br />
Die Wiedererinnerung kann nun in verfcbiedenen Vollzugsformen<br />
auftreten. Wir vollziehen rte entweder in einem fcblichten Zugreifen,<br />
wie wenn eine Erinnerung »auftaucht« und wir auf das Erinnerte<br />
in einem Bliddtrahl hinfehen, wobei das Erinnerte vage ift, vielleicht<br />
eine bevorzugte Momentanphafe ankitaund) beibringt, aber nicht<br />
wiederholende Erinnerung ift. Oder wir vollziehen wirklich nacherzeugende,<br />
wiederholende Erinnerung, in der in einem Kontinuum<br />
von Vergegenwärtigungen lieh der Zeitgegenftand wieder vollftändig<br />
aufbaut, wir ihn gleichfam wieder wahrnehmen, aber eben nur<br />
gleichfam. Der ganze Prozeß ift Vergegenwärtigungsmodifikation<br />
<strong>des</strong> Wahrnehmungsprozeffes mit allen Phafen und Stufen bis hinein<br />
in die Retentionen: aber alles hat den Index der reproduktiven<br />
Modifikation.<br />
Das fchlichte Hinfehen, Hinfallen finden wir auch unmittelbar<br />
auf Grund der Retention, fo, wenn eine Melodie abgelaufen ift, die<br />
innerhalb der Einheit einer Retention liegt, und wir auf ein Stück<br />
<strong>zur</strong>ückachten (reflektieren), ohne es wieder zu erzeugen. Das ift<br />
ein Mt, der für jede in fukzeffiven Schritten gewordene, auch in<br />
Schritten der Spontaneität, z. B. der Denkfpontaneität gewordene,<br />
möglich ift. fluch le4tere find ja fukzeffiv konftituiert. Es fcheint<br />
alfo, daß wir lagen können: Gegenftändlichkeiten, die fid) originär<br />
in Zeitprozeffen gliedweife oder phafenweife konftituierend aufbauen<br />
(als Korrelate kontinuierlich und vielgeftaltig <strong>zur</strong>ammenhängender<br />
und einheitlicher laffen fid) in einem Zurückfd)auen fo erfaffen,<br />
als wären fie in einem Zeitpunkt fertige Gegenftände. Fiber dann<br />
weift diefe Gegebenheit eben auf eine andere »urfprünglidte« <strong>zur</strong>ück<br />
Das Hinfehen oder Zurückfehen auf das retentional Gegebene —<br />
und die Retention felbft — erfüllt ficb nun in der eigentlichen Wieder»<br />
vergegenwärtigung: das als beben gewefen Gegebene erweift fich<br />
als identifch mit dem Wiedererinnerten.<br />
Weitere Unterfchiede zwifchen primärer und fekundärer Er»<br />
innerung werden *ft ergeben, wenn wir fie <strong>zur</strong> Wahrnehmung in<br />
Beziehung feten.<br />
§ 16. Wahrnehmung als Gegenwärtigung im Unter»<br />
fcbied von Retention und Wiedererinnerung.<br />
Die Rede von »W ahrneh mung« bedarf allerdings hier noch<br />
einiget Erläuterung. Bei der »W ahrneh tun g der Melodie«<br />
fcheiden wir den je#t g e gebenen Ton und nennen ihn den