Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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462 Edmund Hufferl, 196<br />
daß im Zeitpunkt der Wahrnehmung das wahrgenommene Objekt<br />
gar nicht mehr exiftiert (Stern); von diefem Standpunkt wird man<br />
fogar fagen müffen, daß die Zeitpunkte der Wahrnehmung und <strong>des</strong><br />
Wahrgenommenen immer auseinanderfallen.<br />
Nehmen wir — nun in phänomenologifcher Einftellung — die<br />
ericheinende objektive Zeit, in der ein tranfzendentes Objekt dauert.<br />
Dann fällt die Dauer der Wahrnehmung nicht zufammen mit der<br />
Dauer <strong>des</strong> wahrgenommenen Objektes; wir tagen, daß es vor der<br />
Wahrnehmung fchon exiftiert hat und nach ihrem Elblauf noch weiter<br />
exiftieren wird. Man kann aber fagen, daß es das Korrelat einer möglichen<br />
kontinuierlichen Wahrnehmung ift, die es vom linfang bis zum<br />
Ende feiner Dauer verfolgt. Dann entfpricht jeder Phafe der Objektdauer<br />
eine Wahrnehmungsphafe. Damit ift aber noch nicht gefagt,<br />
daß der Einfepunkt der Objektdauer und der der Wahrnehmung zufammenfallen<br />
müffen, daß fotnit die Zeitpunkte der einander entfprechenden<br />
Phafen identifd) fein müffen. Dafür ift in Rechnung zu ziehen,<br />
daß die Empfindungsdaten, die bei der Konftitution eines tranfzendenten<br />
Objektes ihre Rolle fpielen, felbft in einem Zeitverlauf konftituierte<br />
Einheiten find. Mit dem Moment, wo die Muffaffung anhebt,<br />
fet die Wahrnehmung ein, vorher kann von Wahrnehmung nicht die<br />
Rede fein. Die Muffaffung ift »Befeelung« <strong>des</strong> Empfindungsdatums.<br />
Zu fragen bleibt jedoch, ob fie zugleich mit dem Empfindungsdatum<br />
anhebt oder ob diefes nicht — wenn auch nur während eines Zeitdifferenzials<br />
— konftituiert fein muß, ehe die befeelende fluffaffung<br />
einfeen kann. Es fcheint, daß dies letere zutrifft. Dann ift in dem<br />
Moment, in dem die Muffaffung einfet, ein Teil <strong>des</strong> Empfindungsdatums<br />
fchon abgelaufen und nur noch retentional erhalten. Die<br />
Muffaffung befeelt nun nicht nur die jeweilige Urempfindungsphafe,<br />
fondern das gefamte Empfindungsdatum einfchliel3lich der abgelaufenen<br />
Strecke; das betagt aber, daß fie das Objekt in der dem<br />
Empfindungsablauf entfprechenden Befchaffenheit für die ganze<br />
Dauer <strong>des</strong> Empfindungsablaufes fet, alfo auch für den Zeitabfchnitt,<br />
der ihr felbft — der Wahrnehmungsauffaffung — vorausgeht. Demnach<br />
befteht eine zeitliche Differenz zwfichen dem linfangspunkt<br />
der Wahrnehmung und dem Mnfangspunkt <strong>des</strong> Objektes. Durch<br />
Mufklärung der »äußeren Bedingungen«, unter denen das fluftreten<br />
eines Empfindungsdatums fteht, läßt fich vielleicht auch die oben<br />
erwähnte naturaliftfiche Behauptung von der Ungleichzeitigkeit der<br />
Wahrnehmung und <strong>des</strong> Wahrgenommenen einfichtig machen.<br />
Schalten wir jet die tranfzendenten Objekte aus und fragen<br />
wir, wie es in der immanenten Sphäre mit der Gleichzeitigkeit von