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Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins

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491 Vorlefungen <strong>zur</strong> Pbänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 415<br />

in der objektiven Zeit fest, nicht aber die Erfcheinung felbft als<br />

Vorgang der <strong>inneren</strong> Zeit und damit weiter nicht den zeitkonftituierenden<br />

Strom in der Einheit <strong>des</strong> Gefamtlebensftromes.<br />

Erinnerung ift alfo nicht ohne weiteres Erinnerung an frühere<br />

Wahrnehmung. Da aber die Erinnerung an einen früheren Vorgang<br />

die Reproduktion der Erfdninungen, in denen er <strong>zur</strong> Gegebenheit<br />

kam, einfcbließt, befteht jederzeit auch die Möglichkeit einer Erinnerung<br />

an die frühere Wahrnehmung <strong>des</strong> Vorgangs (bzw. die<br />

Möglichkeit einer Reflexion in der Erinnerung, die die frühere<br />

Wahrnehmung <strong>zur</strong> Gegebenheit bringt). Es wird das frühere Bewußtfeinsganze<br />

reproduziert, und was reproduziert wird, das hat<br />

den Charakter der Reproduktion und den Charakter der Vergangenheit.<br />

Machen wir uns diefe Verhältniffe an einem Beifpiel klar: ich<br />

erinnere mich an das erleuchtete Theater — das kann nicht heißen:<br />

ich erinnere mich, das Theater wahrgenommen zu haben. Sonft<br />

hieße leeteres: ich erinnere mich, daß ich wahrgenommen habe,<br />

daß ich das Theater wahrgenommen habe uff. Ich erinnere mich<br />

an das erleuchtete Theater, das fagt: »in meinem Inneren« fcbaue<br />

ich das erleuchtete Theater als gewefenes. Im Jett fchaue ich das<br />

Nicht- Jet. Wahrnehmung konftituiert Gegenwart. Damit ein Jet<br />

als folcbes mir vor ?Ingen fteht, muß ich wahrnehmen. Um ein<br />

Jet adebaulich vorzuftellen, muß ich »im Bilde«, repräfentativ modifiziert,<br />

eine Wahrnehmung vollziehen. Fiber nicht fo, daß ich die<br />

Wahrnehmung vorftelle, fondern ich ftelle das Wahrgenommene<br />

vor, das in ihr als gegenwärtig Erfcbeinende. Die Erinnerung<br />

impliziert alio wirklich eine Reproduktion der früheren Wahrnehmung;<br />

aber die Erinnerung ift nicht im eigentlichen Sinne eine<br />

Vorftellung von ihr: die Wahrnehmung ift nicht in der Erinnerung<br />

gemeint und gefeet, fondern gemeint und gefeet ift ihr Gegenftand<br />

und fein jeet, das zudem in Beziehung 'geiet ift zum aktuellen<br />

Jet. Ich erinnere mich an das erleuchtete Theater von geiern,<br />

d. h. icb vollziehe eine »Reproduktion« der Wahrnehmung <strong>des</strong> Theaters,<br />

fomit fchwebt mir in der Vorftellung das Theater als ein<br />

gegenwärtiges vor, diefes meine ich, faffe dabei aber diefe Gegen»<br />

wart als <strong>zur</strong>ückliegend in Beziehung auf die aktuelle Gegenwart<br />

der jeeigen aktuellen Wahrnehmungen auf. Natürlich ift jeet evident:<br />

die Wahrnehmung <strong>des</strong> Theaters war, ich habe das Theater<br />

wahrgenommen. Das Erinnerte erfcheint als gegenwärtig gewefen<br />

und zwar unmittelbar anfchaulich; und es erfdeint fo dadurch,<br />

daß intuitiv eine Gegenwart erfcbeint, die einen tibftand bat von

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