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Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins

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376 Edmund Hufferl, I o<br />

lebendige Kraft die Intenfität und durch feine Fortdauer die fubjek.<br />

tiv empfundene Dauer. Fiber das ift ein handgreiflicher Irrtum.<br />

Damit, daß der Reiz dauert, ift noch nicht gefagt, daß die Empfindung<br />

als dauernd empfunden wird, fondern nur, daß auch die<br />

Empfindung dauert. Dauer der Empfindung und Empfindung der<br />

Dauer ift zweierlei. Und ebenfo fleht es mit der Sukzeffien. Sukzeffion<br />

von Empfindungen und Empfindung der Sukzeffion ift nicht<br />

dasfelbe.<br />

Genau denfelben Einwand müffen wir natürlich denjenigen<br />

machen, welche die Vorftellung der Dauer und Suiczeffion auf die<br />

Tatfache der Dauer und Sukzeffion der pfychifchen fikte <strong>zur</strong>ück.<br />

führen wollen. Indeffen führen wir die Überlegung fpeziell für<br />

Empfindungen durch.<br />

Es wäre nun denkbar, daß uniere Empfindungen dauerten oder<br />

aufeinander folgten, ohne daß wir doch das Geringfte davon wüßten,<br />

weil uniere Vorftellungen nicht das mindefte von zeitlicher Beftimmt.<br />

heit an ßch trügen. Betrachten wir z. B. den Fall einer Sukzeffion<br />

und nehmen wir an, die Empfindungen verkbwänden mit den verurfachenden<br />

Reizen, dann hätten wir eine Sukzeffion von Empfindungen<br />

ohne eine Fihnung von einem zeitlichen Verlauf. Mit dem Huftauchen<br />

der neuen Empfindung hätten wir ja keine Erinnerung mehr<br />

an das Gewefenfein der früheren; wir hätten in jedem Moment nur<br />

Bewußtfein von der eben erzeugten Empfindung und nichts weiter.<br />

Fiber auch ein Fortdauern der bereits erzeugten Empfindungen<br />

würde uns noch nicht <strong>zur</strong> Vorftellung der Sukzeffion verhelfen.<br />

Würden im Falle einer Sukzeffion von Tönen die früheren, fo wie<br />

fie waren, ßch forterhalten, während zugleich neue und neue erklingen,<br />

dann hätten wir gleichzeitig eine Summe von Tönen, aber<br />

keine Sukzeffion von Tönen in unferer Vorftellung. Gegenüber dem<br />

Fall, daß alle diefe Töne zugleich erklängen, beftände kein Unterfchied.<br />

Oder ein anderes Beifpiel: würde im Fall einer Bewegung<br />

der bewegte Körper in feiner jeweiligen Lage unverändert im Bewußtfein<br />

feftgehalten, dann erfchiene uns der durchlaufene Raum<br />

kontinuierlich erfüllt, aber wir hätten nicht die Vorftellung einer<br />

Bewegung. Erft dadurch kommt es <strong>zur</strong> Vorftellung der Sukzeffion,<br />

daß die frühere Empfindung nicht unverändert im Bewußtfein ver.<br />

harrt, fondern fiel) in der befchriebenen Weife eigentümlich modifiziert<br />

und zwar von Moment zu Moment fortgefeet modifiziert.<br />

Sie erhält beim Übergang in die Phantalie den fich ftetig verändernden<br />

zeitlichen Charakter, von Moment zu Moment ericheint fo<br />

der Inhalt mehr und mehr <strong>zur</strong>üdcgefchoben. Diele Modifikation ift

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