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Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins

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431 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 409<br />

Problem. Wenn ich eine gehörte Melodie reproduziere, fo vergegenwärtigt<br />

das phänomenale Jet der Wiedererinnerung ein Vergangen:<br />

in der Phantafie , in der Wiedererinnerung erklingt jett<br />

ein Ton. Er reproduziert etwa den erften Ton der Melodie, die<br />

gewefene Melodie ift. Das mit dem zweiten Ton gegebene Vergangenheitsbewußtfein<br />

reproduziert das »foeben vergangen«, das<br />

früher originär gegeben war, alfo ein vergangenes »foeben vergangin«.<br />

'Wie kommt nun das reproduzierte Jet dazu, ein Vergangen<br />

zu repräfentieren? Unmittelbar ftellt doch ein reproduziertes<br />

Jett eben ein Jett vor. Wie kommt die Beziehung auf<br />

ein Vergangenes hinein, das doch originär nur gegeben fein kann<br />

in der Form <strong>des</strong> »beben vergangen« ?<br />

Für diefe Frage ift es nötig, eine Scheidung vorzunehmen, die<br />

wir bisher unterlaffen haben, nämlich zwifchen bloßer Phantafie<br />

von einem zeitlich extendierten Objekt und Wiedererinnerung. In<br />

der bloßen Nmntafle ift keine Setzung <strong>des</strong> reproduzierten Jett und<br />

keine Deckung <strong>des</strong>felben mit einem vergangenen gegeben. Die<br />

Wiedererinnerung dagegen .fett das Reproduzierte und gibt ihm in<br />

diefer Setung Stellung zum aktuellen Jett und <strong>zur</strong> Sphäre <strong>des</strong><br />

originären Zeitfel<strong>des</strong>, dem die Wiedererinnerung felbft angehört 1)<br />

Nur im originären Zeitbewußtfein kann fid) die Beziehung zwifden<br />

einem reproduzierten Jett und einem Vergangen vollziehen. Der<br />

Vergegenwärtigungsfluß ift ein Fluß von Erlebnisphafen, der genau<br />

fo wie jeder zeitkonftituierende Fluß gebaut, alfo felbft ein zeitkonftituierender<br />

ift. Elli die Eibfd)attungen, Modifikationen, die die<br />

Zeitform konftituieren, finden eh hier, und genau fo, wie fich im<br />

Fluß der Tonphafen der immanente Ton konftituiert, fo konftituiert<br />

ficb im Fluß der Tonvergegenwärtigungsphafen die Einheit der<br />

Tonvergegenwärtigung. Es gilt eben allgemein, daß wir von allem<br />

im weiteften Sinne Erfcheinenden, Vorgeftellten, Gedachten ufw.<br />

<strong>zur</strong>ückgeführt werden in der phänomenologifchen Reflexion auf einen<br />

Fluß von konftituierenden Phafen, die eine immanente Objektivation<br />

erfahren: eben die zu Wahrnehmungserfcheinungen (äußeren Wahrnehmungen),<br />

Erinnerungen, Erwartungen, Wünfchen ufw. als Einheiten<br />

<strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Bewußtfeins. Alio auch die Vergegenwärtigungen<br />

jeder litt als Erlebnisabflüffe von der univerfellen zeitkonftituierenden<br />

(3eftaltung konftituieren ein immareentes Objekt: »dauernder, fo<br />

und fo abfließender Vorgang der Vergegenwärtigung«.<br />

1) Vgl. Beilage III: Die Zufammenhangsintentionen von Erinnerung und<br />

Wahrnehmung. — Die Modi <strong>des</strong> Zeitbewußtfeins, 5. 455 ff.

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