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Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins

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370 Edmund Huffett, [4<br />

Was die liusfchaltung der objektiven Zeit befagt, das wird vielleicht<br />

noch deutlicher, wenn wir die Parallele für den Raum durchführen,<br />

da ja Raum und Zeit fo viel beachtete und bedeutfame Analogien<br />

aufweifen. In die Sphäre <strong>des</strong> phänomenologifcb Gegebenen<br />

gehört das Raumbe.vußtfein, d. h. das Erlebnis, in dem »Raumanichauung«<br />

als Wahrnehmung und Phantatie Lid) vollzieht. Öffnen<br />

wir die fingen, fo fehen wir in den objektiven Raum hinein — das<br />

heißt (wie die reflektierende Betrachtung zeigt): wir haben vifuelle<br />

Empfindungsinhalte, die eine Raumanfchauung fundieren, eine Erfcheinung<br />

von fo und fo gelagerten Dingen. flbftrahieren wir von<br />

aller tranfzendierenden Deutung und reduzieren die Wahrnehmungserfcheinung<br />

auf die gegebenen primären Inhalte, fo ergeben fte das<br />

Kontinuum <strong>des</strong> Gefidefel<strong>des</strong>, das ein quafi-räumliches ift, aber nicht<br />

etwa Raum oder eine Fläche im Raunt: roh gefprochen ift es eine<br />

zweifache kontinuierliche Mannigfaltigkeit. Verhältniffe <strong>des</strong> Nebeneinander,<br />

übereinander, Ineinander finden wir da vor, gefchloffene<br />

Linien, die ein Stück <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> völlig umgrenzen ufw. Fiber das<br />

find nicht die objektiv-räumlichen Vezhältniffe. Es hat gar keinen<br />

Sinn, etwa zu Lagen, ein Punkt <strong>des</strong> Gefichtsfel<strong>des</strong> fei 1 Meter entfernt<br />

von der Ecke diefes Tifches hier oder fei neben, über ihm ufw.<br />

Ebenfowenig hat natürlich auch die Dingerfcheinung eine Rautnftelle<br />

und irgendwelche räumlichen Verhältniffe: die Hauserfcheinung ift<br />

nicht neben, über dem Haus, 1 Meter von ihm entfernt ufw.<br />

Ahnliches gilt nun auch von der Zeit. Phänomenologifche Data<br />

find die Zeitauffaffungen, die Erlebniffe, in denen Zeitliches im objektiven<br />

Sinne erfcheint. Wieder find phänomenologifch gegeben die<br />

Erlebnismomente, welche Zeitauffaffungen als folche fpeziell fundieren,<br />

alio die evtl. fpezififch temporalen Inhalte (das, was der gemäßigte<br />

Nativismus das urfprünglich Zeitliche nennt). Aber nichts<br />

davon ift objektive Zeit. Durch phänomenologifche iinalyfe kann<br />

man nicht das Mindefte von objektiver Zeit vorfinden. Das »urfprüngliche<br />

Zeitfeld« ift nicht etwa ein Stück objektiver Zeit, das<br />

erlebte Jet ift, in Lid, genommen, nicht ein Punkt der objektiven<br />

Zeit ufw. Objektiver Raum, objektive Zeit und mit ihnen die objektive<br />

Welt der wirklichen Dinge und Vorgänge — das alles find<br />

Tranfzendenzen. Wohl gemerkt, tranfzendent ift nicht etwa der<br />

Raum und die Wirklichkeit in einem myftifchen Sinne, als »Ding an<br />

fich«, fondern gerade der phänomenale Raum, die phänomenale<br />

raum-zeitliche Wirklichkeit, die ericheinende Raumgeftalt, die erfcheinende<br />

Zeitgeftalt. Das alles find keine Erlebniffe. Und die<br />

Ordnungszufammenhänge, die in den Erlebniffen als echten Im-

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