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Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins

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99) Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 465<br />

diefe Reihe einigermaßen achten. Bei einer Melodie z. B. können<br />

wir einen Moment f. z. f. zum Stehen bringen und finden darin die<br />

Erinnerungsobrebetungen der vorangegangenen Töne. Es ift offenbar,<br />

daß dasfelbe für jeden einzelnen Ton auch fchon gilt. Wir<br />

haben dann das immanente Tonjet und die immanenten Tonvergangen<br />

in ihrer Reihe bzw. Kontinuität. Zudem tollen wir aber<br />

folgende Kontinuität haben: Wahrnehmung <strong>des</strong> Jet und Erinnerung<br />

<strong>des</strong> Vergangen, und diefe ganze Kontinuität toll felbft ein Jet fein.<br />

In der Tat: im Gegenftandsbewußtfein lebend blicke ich in die Vergangenheit<br />

vom Jetpunkt aus <strong>zur</strong>ück lindererfeits kann ich das<br />

ganze Gegenftandsbewußtfein als ein Jet faffen und tagen: Jet.<br />

Ich erhakim den Moment und faffe das ganze Bewußtfein als ein<br />

Zufammen, als ein Zugleich. Ich höre foeben einen langen Pfiff.<br />

Er ift wie eine gedehnte Linie. In jedem Moment habe ich haltgemacht,<br />

und von da aus dehnt fleh die Linie. Der Blick diefes<br />

Moments umfaßt eine ganze Linie, und das Linienbewußtfein wird<br />

als gleichzeitig gefaßt mit dem Jetpunkt <strong>des</strong> Pfiffs. Filfo ich habe<br />

In mehrfachem Sinne Wahrnehmung:')<br />

1. Ich habe Wahrnehmung der Dampfpfeife oder vielmehr <strong>des</strong><br />

Pfiffs der Pfeife.<br />

2. Ich habe Wahrnehmung <strong>des</strong> Toninhaltes felbft, der dauert,<br />

und <strong>des</strong> Tonvorgangs in feiner Dauer, abgefeben von feiner Einordnung<br />

in die Natur.<br />

3. Wahrnehmung <strong>des</strong> Tonjet und zugleich fichtfamkeit auf das<br />

mitverbundene Tonfoeben-gewefen.<br />

4. Wahrnehmung <strong>des</strong> Zeitbewußtfeins im Jett: ich achte auf<br />

das jebt-Erfcheinen <strong>des</strong> Pfiffs, bzw. eines Tons, und auf das Jet-<br />

Erfeheinen eines fleh fo und fo in die VergAgenheit erftredenden<br />

Pfiffs (mir erfebeint in diefem Jet eine Jet- Pfiff- Phafe und eine<br />

Kontinuität der Mbfehattung).<br />

Was für Schwierigkeiten beftehen hinfichtlich der leen diefer<br />

Wahrnehmungen? Natürlich, das Zeitbewußtfein habe ich, ohne daß<br />

es felbff wieder Objekt ift. Und wenn ich es zum Objekt mache,<br />

fo hat es felbft wieder eine Zeitftelle, und wenn ich ihm von Moment<br />

zu Moment folge, fo hat es eine Zeitausbreitung. Daran ift kein<br />

Zweifel, daß fokbe Wahrnehmung befteht. Ein erhafchender Blick<br />

kann, wie auf den Fluß der Tonphafen, fo auf die Kontinuität derfelben<br />

im Jet <strong>des</strong> Erfcheinens achten, in dem lieh das Dinglid»<br />

Objektive darftellt, und wieder auf die Anderungskontinuität diefer<br />

1) Vgl. § 17, 5. 400 ff. und § 18, 5. 401ff.<br />

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