Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins
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1051 Vorlefungen <strong>zur</strong> Phänomenologie <strong>des</strong> <strong>inneren</strong> Zeitbewußtfeins. 471<br />
eines Farbendatums im Sehfeld — immanente Wahrnehmung (adäquate)<br />
ift. Ift W(t) die Wahrnehmung eines empfundenen Tones, die<br />
ihn als dauernden Ton erfaßt, fo wandelt fich W(t) in eine Kontinuität<br />
von Retentionen Rwm. W(t) ift aber auch gegeben im <strong>inneren</strong> Bewußtfein<br />
als Erlebnis. Wandelt fich W(t) in R w(t) , fo wandelt lich<br />
notwendig im <strong>inneren</strong> Bewußtfein eben das innere Bewußtfein von<br />
Rw(0. Denn hier fällt ja Sein und Innerlich-bewußt-fein zufammen.<br />
Nun wandelt iich aber auch das innere Bewußtfein von 'W(t) in die<br />
retentionale Modifikation diefes <strong>inneren</strong> Bewußtfeins, und diefe ift<br />
felbft innerlich bewußt. Filfo ift bewußt das Soeben-wahrgenommen-<br />
haben.<br />
Wenn eine Tonwahrnehmung in ihre entfprecbende Retention<br />
übergebt (das Bewußtfein vom foeben gewefenen Ton), fo ift ein<br />
Bewußtfein <strong>des</strong> foeben gewefenen Wahrnehmens da (im <strong>inneren</strong><br />
Bewußtfein, als Erlebnis), und bei<strong>des</strong> deckt ficb, ich kann nicht<br />
eines ohne das andere haben. Finders ausgedrückt: notwendig gehört<br />
bei<strong>des</strong> zufammen: der Übergang einer Objektwahrnehmung<br />
in eine retentionale Modifikation diefer und der Übergang <strong>des</strong> Wahr«<br />
nebmens in eine retentionale Modifikation <strong>des</strong> Wahrnehmens. Wir<br />
haben alfo notwendig zweierlei retentionale Modifikationen, die mit<br />
jeder Wahrnehmung gegeben find, die nicht Wahrnehmung <strong>des</strong> in»<br />
neren Bewußtfeins ift. Das innere Bevvußtfein ift ein Fluß. Sollen<br />
in diefem Erlebniffe möglich fein, die nicht »innere Wahrnehmungen«<br />
find, fo muß es zweierlei retentionale Reihen geben, alio neben der<br />
Konftitution <strong>des</strong> Fluffes als Einheit durch die »<strong>inneren</strong>« Retentionen<br />
noch eine Reihe von »äußeren«. Die le4tere konftituiert die objektive<br />
Zeit (eine konftituierte Immanenz, der erften äußerlich, aber<br />
doch immanent). Dabei ift zu beachten, daß das innere Bewußtfein<br />
als Korrelat nicht immanente Daten hat, die dauern (wie ein<br />
Tondatum oder dauernde Freuden, Leiden, dauernde Vorgänge, genannt<br />
Urteile), fondern die diefe Einheiten konftituierenden Phafen.<br />
Beilage IX.<br />
Urbewußtfein und Möglichkeit der Refleleion 1).<br />
Die Retention ift keine Modifikation, in der die knpreifloralen<br />
Daten reell erhalten blieben, nur eben in der abgewandelten Form:<br />
fondern fie ift eine Intertionalität, und zwar eine Intentionalität<br />
eigener FW. Indem ein Urdatum, eine neue Phafe auftaucht, geht<br />
die vorangehende nicht verloren, fondern wird »im Begriff be-<br />
1) Zu § 39, bef. S. 436 und § 40, S. 437ff.