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Husserl_Vorlesungen_zur_Phaenomenologie_des_inneren_Zeitbewusstseins

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466 Edmund Hufferl, tl 00<br />

Momentankontinuität. Und die Zeit diefer »iinderung« ift diefelbe<br />

wie die Zeit <strong>des</strong> Objektiven. Handelt es lie z. B. um einen unveränderten<br />

Ton, fo ift die fubjektive Zeitdauer <strong>des</strong> immanenten<br />

Tones identifch mit der Zeiterftredtung der Kontinuität der Erfch<br />

einung sänderung.<br />

Aber ift nicht hier ein Heft Merkwürdiges ? Kann man hier<br />

im eigentlichen Sinn von einer Veränderung fprechen, wo doch eine<br />

Unveränderung, eine unverändert ausgefüllte Dauer undenkbar ift?<br />

Dem ftetigen Fluß der Erfcheinungsphafen ift keine mögliche Unveränderung<br />

an die Seite zu flehen.<br />

Im urfprünglichen Fluß gibt es keine Dauer 1)• Denn Dauer ift<br />

die Form eines dauernden Etwas, eines dauernden Seins, eines<br />

Identifchen in der Zeitreihe, die als feine Dauer fungiert. Bei Vorgängen<br />

wie Gewitter, Bewegung einer Sternfdmuppe ufw. handelt<br />

es fich um einheitliche Veränderungszufammenhänge dauernder Objekte.<br />

Die objektive Zeit ift eine Form »beharrlicher« Gegenftände,<br />

ihrer Veränderungen und fonftiger Vorgänge an ihnen. »Vorgang«<br />

ift alfo ein Begriff, der Beharrlichkeit vorausfe4t. Beharrlichkeit ift<br />

aber eine Einheit, die fid) im Fluß konftituiert, und zu deffen Wefen<br />

gehört es, daß in ihm keine Beharrung fein kann. Im Fluß find<br />

Erlebnisphafen und ftetige Reihen von Phafen. Fiber folch eine Phafe<br />

ift nichts Beharrliches, und ebenfowenig eine ftetige Reihe. Gewiß<br />

ift auch fie in einer Firt eine Gegenftändlichkeit. Ich kann den Blick<br />

auf eine fich abhebende Phafe im Fluß oder auf eine Strecke <strong>des</strong><br />

Fluffes richten und fie in wiederholter Vergegenwärtigung identifizieren,<br />

auf diefelbe immer wieder <strong>zur</strong>ückkommen und Lagen:<br />

diefe Flußftrecke. Und fo auch für den ganzen Fluß, den ich in<br />

eigener Weife als diefen einen identifizieren kann. Fiber diefe Identität<br />

ift nicht Einheit eines Beharrlichen und kann nie eine folche<br />

werden. Zum Wefen der Beharrlichkeit gehört, daß das Beharrende<br />

entweder unverändert oder verändert beharren kann. Jede Veränderung<br />

kann idealiter in Unveränderung übergehen, Bewegung<br />

in Ruhe und umgekehrt, qualitative Veränderung in Unveränderung.<br />

Die Dauer ift dann erfüllt mit »denfelben« Phafen.<br />

Im Fluß aber kann prinzipiell kein Stück Nicht-Fluß auftreten.<br />

Der Fluß ift nicht ein zufälliger Fluß, wie ein objektiver Fluß es<br />

ift, die Wandlung feiner Phafen kann nie aufhören und übergehen<br />

in ein Sich-konfirmieren immer gleicher Phafen. Fiber hat nicht<br />

auch der Fluß in gewiffer Weife etwas Verbleiben<strong>des</strong>, wenn auch<br />

1) Zu dem Folgenden vgl. insbef. § 36, S. 429.

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