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Vinylacetat und Acrylnitril<br />
Betrachtet man die logarithmische Auftragung (Abbildung VI-3), erkennt man eine<br />
Induktionsperiode, die ca. 3 Stunde dauert. In der entsprechenden Probe wird kein messbarer<br />
Umsatz festgestellt. Die Analyse dieser beiden Proben mittels Massenspektrometrie und<br />
1 H-NMR in DMSO-d6 liefert keine Informationen über die beteiligten Reaktionen während<br />
der Induktionsperiode. Während das Massenspektrum keine eindeutigen Peaks ausser denen<br />
von Triazolin bei 297 Da zeigt, ist aus dem NMR-Spektrum nur die chemische Verschiebung<br />
des Monomers und DMF ersichtlich. Ein ähnliches Verhalten wird in der Polymerisation von<br />
tms-HEMA in DMF unter Zusatz von Triazolinyl 1 und AIBN bei 70 °C verzeichnet [185] .<br />
Diese Inhibierungsperiode ist auf DMF zurückzuführen, wobei das Primärradikal in einem<br />
Lösungsmittelkäfig eingeschlossen ist („cage effect“). Ein geringer Teil davon bildet Unimere<br />
oder Dimere mit Acrylnitril und Triazolinyl. Die Entfärbung der Reaktionsmischung in der<br />
Präreaktion bei 95 °C ist der Beweis, dass Triazolinyl sich nicht im freien Zustand bzw. als<br />
Radikal befindet. Die Dissoziation des Unimers oder Dimers sollte ein neue initiierende<br />
Spezies durch den Selbstregulierungsprozess liefern. Daher nimmt der Umsatz mit der Zeit<br />
zu, allerdings weicht der Monomerverbrauch von einem Gesetz erster Ordung ab. Ein<br />
ähnlicher Verlauf wird in der Polymerisation von Acrylnitril in DMF sowohl unter Zusatz von<br />
Sulfonylchlorid als Initiator und CuO/Bipyridin als Katalysator [184] als auch mit<br />
2-Brompropionsäurenitril und Bipyridin/CuBr als Initiator und Katalysator [183] beschrieben,<br />
wobei eine gebogene Kurve des Monomerverbrauchs beobachtet wird. Dies bedeutet, dass die<br />
Konzentration der aktiven Spezies nicht konstant gehalten wird, was auf zunehmende<br />
Nebenreaktionen zurückgeführt werden kann. Allerdings ist diese Konzentration gering, sonst<br />
dauerte die Polymerisation nicht 8 Stunden.<br />
Die Entwicklung des Molekulargewichts ist in Abbildung VI-4 dargestellt. Die<br />
Molekulargewichte der isolierten Polymere steigen mit zunehmendem Umsatz, allerdings<br />
liegt keine Lineartität vor, und es ist eine große Abweichung des berechneten<br />
Molekulargewichts von den experimentellen Werten sichtbar. Dies resultiert zum einen aus<br />
dem bereits diskutiert Initiierungsprozess, zum anderen aus einem lang lebigen aktiven<br />
Zustand, wobei die aktiven Ketten immer mehr Monomer anlagern können. Ausserdem ist die<br />
Rekombination der Ketten die bevorzugte Termininerungsart des Polyacrylnitrilradikals,<br />
wodurch sich Polymere mit hohem Molekulargewicht ergeben.<br />
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