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Ein Vermächtnis wird zum Appell (E.A.B.)<br />
Einleitung<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt galt das Christentum bei <strong>de</strong>n römischen Behör<strong>de</strong>n im Wesentlichen<br />
als eine Absplitterung vom Ju<strong>de</strong>ntum. Man maß ihm keine allzu große Be<strong>de</strong>utung bei. Weil<br />
sich die Vorwürfe <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n gegen Paulus als nicht haltbar erwiesen, kam er frei. Später<br />
wur<strong>de</strong>n dann – beson<strong>de</strong>rs unter Kaiser Nero – die Christen allgemein verfolgt. Paulus<br />
wur<strong>de</strong> erneut inhaftiert und befand sich nun wie<strong>de</strong>r in Haft. Diesmal war seine Haft mit<br />
<strong>de</strong>n unangenehmsten Begleitumstän<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n: Er saß in einer dunklen To<strong>de</strong>szelle<br />
irgendwo in <strong>de</strong>n Katakomben von Rom. Er hatte <strong>de</strong>n sicheren Tod vor Augen. Als römischer<br />
Staatsbürger musste er zwar nicht damit rechnen, <strong>de</strong>n Löwen zum Fraß vorgeworfen o<strong>de</strong>r<br />
gekreuzigt zu wer<strong>de</strong>n. Die Aussicht, enthauptet zu wer<strong>de</strong>n, war allerdings ebenfalls alles<br />
an<strong>de</strong>re als angenehm.<br />
Vor diesem dunklen Hintergrund müssen wir diesen Brief lesen und verstehen. Es kam<br />
jedoch noch ein Weiteres hinzu: Nicht nur die äußeren Umstän<strong>de</strong> waren von großem<br />
Elend und von Not gekennzeichnet. Paulus erwähnt in Kapitel 1,15 <strong>de</strong>n Umstand, dass die<br />
Gläubigen in Kleinasien sich von ihm abgewandt hatten. Sie distanzierten sich von diesem<br />
Gefangenen in Rom. Die genauen Grün<strong>de</strong> dafür können wir nur erahnen. Paulus empfand<br />
das tief. Es tat ihm sehr weh. Gera<strong>de</strong> da, wo er im großen Segen gearbeitet hatte, wollte man<br />
ihn nicht mehr haben. Es schien so, als wenn die Frucht seiner Arbeit verloren gegangen<br />
wäre.<br />
Paulus war diesen Umstän<strong>de</strong>n gegenüber keineswegs gleichgültig. Der Brief, <strong>de</strong>n er an<br />
Timotheus schreibt, zeugt <strong>de</strong>utlich davon. Seine Zeilen lassen uns einen Blick in die<br />
Empfindungen <strong>de</strong>s Herzens dieses großen Gottesmannes am En<strong>de</strong> seines Lebens tun. Trotz<br />
seiner widrigen Umstän<strong>de</strong> verfällt Paulus nicht in Resignation o<strong>de</strong>r Depression. Er lehnt<br />
sich nicht gegen sein Schicksal auf. Nein, er vertraut seinem Herrn. Er weiß alles das, was er<br />
erarbeitet hat, in <strong>de</strong>r mächtigen Hand seines Herrn (Kapitel 1,12). Dort wird nichts verloren<br />
gehen. Er spricht davon, dass er <strong>de</strong>n guten Kampf gekämpft, <strong>de</strong>n Lauf vollen<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>n<br />
Glauben bewahrt hatte. Er spricht von <strong>de</strong>r Krone <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, die für ihn bereitlag<br />
(Kapitel 4,7.8).<br />
Dennoch ist Paulus in diesem Brief weniger mit sich als vielmehr mit seinem Freund und<br />
Bru<strong>de</strong>r Timotheus beschäftigt. Er will ihn erstens vor <strong>de</strong>r Entwicklung warnen, die das<br />
christliche Zeugnis auf dieser Er<strong>de</strong> nehmen wür<strong>de</strong>. Zweitens will er ihm Mut machen, seine<br />
Aufgabe zum Dienst ernst zu nehmen (Kapitel 1,6) und darin konsequent zu sein. Drittens<br />
erinnert er ihn immer wie<strong>de</strong>r an die Hilfsquellen, die ihm zur Verfügung stan<strong>de</strong>n. Der<br />
Herr bleibt unverän<strong>de</strong>rlich <strong>de</strong>rselbe. Ihn sollte Timotheus nicht aus <strong>de</strong>n Augen verlieren.<br />
Daneben wird das Wort Gottes – die unverän<strong>de</strong>rliche Wahrheit – immer wie<strong>de</strong>r erwähnt.<br />
Ein persönlicher Brief<br />
Der Brief an Timotheus ist kein Brief an eine örtliche Versammlung. Er ist an eine<br />
Einzelperson gerichtet. Der Ältere – Paulus – schreibt an <strong>de</strong>n Jüngeren – Timotheus.<br />
Die bei<strong>de</strong>n waren nicht nur freundschaftlich miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn beson<strong>de</strong>rs<br />
im Dienst für <strong>de</strong>n Herrn. Man zählt diesen Brief zu <strong>de</strong>n so genannten Pastoral- o<strong>de</strong>r<br />
Hirtenbriefen (von Pastor = Hirte abgeleitet). Das sind die Briefe, die Paulus an seine engen<br />
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