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Brasiliens. - Brasiliana USP

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unter den Ureinwohnern <strong>Brasiliens</strong>. 107<br />

den Caraiben bemerkt worden und hat auf den Antillen, wo<br />

sie wohnten, die Sage verbreitet, dass sie, bei der Ankunft vom<br />

festen Lande her, die männlichen Ureinwohner vertMgt, mit deren<br />

Weibern aber sich fortgepflanzt hätten, Desshalb sollen dort die<br />

Weiber ihre Männer nie beim Namen nennen und nie sie beim<br />

Essen ansehen *). In jedem Falle dürfte jene Sprachverscnie*-<br />

denheit der Geschlechter auch bei den brasilianischen Völkerschaften<br />

von einem gemischten Ursprünge abzuleiten sein. — Weiberraub<br />

kommt nicht selten vor. Der Anführer der Miranhas, bei<br />

welchem ich wohnte, hatte seine Frau einem benachbarten Stamme<br />

geraubt. So sollen die Mundrucüs den Parentintins Mädchen und<br />

Weiber entführt, und dadurch Grund zu dem tödtlichen Hasse zwischen<br />

beiden Völkern gelegt haben; und die Tecunas rauben die,<br />

wegen ihrer schlanken Ebenmässigkeit berühmten, Schönen der<br />

Marauhäs.<br />

Ausser dieser gewaltthätigen Weise erwirbt sich der brasilianische<br />

Wilde seine Frau mit der ausdrücklichen Einwilligung<br />

ihres Vaters auf doppelte Art: durch Arbeit im Hause des Schwiegervaters<br />

; dies findet vorzüglich bei den grösseren, in ihren Wohnorten<br />

beständigen Völkern und Stämmen statt; oder durch Kauf.<br />

Der Jüngling widmet sich, wie einst Jacob bei Laban, oft mehrere<br />

Jahre hindurch allen Diensten und Verrichtungen im Hause des<br />

präsumtiven Schwiegervaters mit unverdrossener Emsigkeit. Er<br />

geht für ihn auf die Jagd und zum Fischfang, er hilft ihm die<br />

Hütte bauen, den Wald reinigen, Holz tragen, Kähne zimmern,<br />

Waffen machen, Netze stricken u. d. gl. Er wohnt zwar bei seinen<br />

Verwandten, weilt aber den ganzen Tag im Hause der gewünschten<br />

Braut ***). Oft treffen hier mehrere Bewerber zusammen. Bei den<br />

*) Rochefort, Histoire morale des Antilles, Tom. II. p. 143. ffl. — Lafitau,<br />

Moeurs des Amcricains I. p. 55. — Labat, Voyage aux Isle» de TAmeriquc<br />

II. p. 95. — Vater, Mithridates III. Abth. IL p. 077.<br />

**) Die Indianer von Quito haben dieselben Gewohnheiten. Sie nennen das

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