Brasiliens. - Brasiliana USP

78 Von dem Rechlszuslande
Manche dieser Pajös stehen bei ihrer und bei den benachbarten
Horden im Gerüche einer besondern Heiligkeit; sie, ihre Hütte
und anderes Eigenthum werden selbst bei Krieg und Plünderung
verschont, während andere wie ein gemeiner Feind behandelt werden.
Ueberhaupt kommt bei dem Paje', wie bei dem Anführer,
Alles auf die Kraft seiner Persönlichkeit an. Der Zauberer, welchen
die Horde nicht mehr fürchtet, ist ihres bittersten -Hasses und
tödtlicher Verfolgung gewiss. — Der Paje weihet Amulette (Holz
und Knochen, Steine, Federn u. d. gl.), um Unglück von der Hütte
fern zu halten. Diese Gegenstände werden im blöden Aberglauben
aufgestellt und verehrt. Wo er als Richter zwischen streitenden
Partheien auftritt, bannet er gewisse Gegenstände unter allerlei
gaukelhaften Beschwörungen, so dass der frühere Besitzer in seinem
Besitzrechte dadurch vermeintlich bestärkt wird, oder es, meistens
zu Gunsten des Paj6 selbst, oder eines Gönners desselben, verliert.
Unter dem Scheine von Hexerei beschränkt, erweitert oder sichert
er manchmal einer ganzen Gemeinschaft Besitzthümer, Rechte oder
Befugnisse. So w r erden z.B. durch den Paje die Grenzen gewisser
Reviere, wie etwa zur Jagd, bestimmt; so muss eine Frau, auf
welche verschiedenseitige Ansprüche gemacht werden, nach seinen
Worten abgetreten oder übernommen werden. Auch zu Verträgen,
Krieg oder Frieden, rathen die Pajes mit grosser Autorität. Zu
diesem Behufe geben sie vor, nächtliche Erscheinungen gesehen,
furchtbare Stimmen gehört, mit abgeschiedenen Seelen Zwiesprache
gepflogen zu haben*). Die Erscheinungen [irgend eines Thieres,
z. B. des sogenannten Laternenträgers, gewisser Eulen und Sperber,
oder die Bewegungen einer abgerichteten Schlange werden als Zeichen
ihrer Verbindung mit einem übernatürlichen Wesen aufgerufen.
In ähnlicher Weise w irken, unmittelbar oder auf den Rath und
im Interesse des Paje. auch weibliche Zauberinnen. Jener dunkle
*) Vergl. Spix und Marlius, Reise I. 379.