Brasiliens. - Brasiliana USP

220 Pie West-Tupisr
Statt gefunden, dass sich von Zeit zu Zeit-nm\ Bergvölker in du
Ebenen ergossen haben. Die grossen Ströme Rio Vennajo• und
Pilcomayo waren geeignet, die Wanderungen gegen SO., die mächtigen
Wurzeln des Madeira sie gegen NNW. zu lenken. Dabei aber
konnte es allerdings sich wohl ereignen, dass eine kleinere, unkriegerische
Gemeinschaft sich einige Jahrhunderte J.ang in verborgenjl
Abgeschiedenheit erhielt und nicht in die Strömung der übrigen
Wanderstämme aufgenommen wurde. Ohne Zweifel ist aber ausser
dieser Isolirung in einer reichen Natur auch die so überaus rege
Missionsthätigkeit der benachbarten Jesuiten von Einmrkunj/aiii
die patriarchalische Gesittung der Guarayös geblieben. In den Missionen
von Moxos sind Indianer dieses Stammes katechetisirt ip»
den*). Daher vielleicht die mit dem ursprünglichen Ideenkreisis
der amerikanischen Wilden kaum vereinbare Thatsache, dass in
ihren religiösen Anschauungen auch die Engel eine Rolle spielen.
So tief nämlich im Geiste auch des rohesten Amerikaner»! die
ahnungsvolle Scheu vor Gott, dem Schöpfer und Vater, •wurzelt,
so erhebt er sich doch nicht zu dem Glauben an eine Geister-
Monarchie. Ausser Jenem, sind es nur finstere Naturkr'dfte, böse
Dämonen, die er fürchtet, und denen er nur mancherlei schädliche
Einwirkungen auf sein irdisches Wohlseyn zuschreibt.
Fassen wir aber aüe Züge vom sittlichen und geseUschaföiltoi
Leben des Tupivolkes zusammen, wie es uns die ältesten Berichte
von ehemaligen Osttupis an der Küste gezeichnet haben und W es
noch gegenwärtig bei den in Freiheit verharrenden Central- und
Westtupis vorfinden, so kann uns nicht entgehen, dass eine merkwürdige
Analogie zwischen diesem Volke und dem oben, UMD
Schoolcraft, geschilderten Stamme der Algic-Indianer statt finde.
Im Vergleiche zu manchen andern Wilden Brasiliens hat es eine
•) Vater, Mithridates III. 1. 438.