Brasiliens. - Brasiliana USP

774 Schlussbelrachlung.
besserungen ziehen sie sich zurück, bis sie verschwinden. Der Verkehr
der höheren Ragen mit ihnen endigt mit ihrem Untergang:
diess scheint ihr Schicksal *).
Diesen Gang zur Auflösung zu verlangsamen, ist die Humanität
und Staatsweisheit der Regierungen bemüht. Die Mittel zur Erreichung
des philanthropischen Zweckes sind mannichfach, kirchliche
und administrative. Sie werden von örtlichen Zuständen und früheren
Ereignissen bedingt.
Von ausserordentlicher Wirkung würde es seyn, wenn es gelänge,
die* Vielzüngigkeit der indianischen Bevölkerung aufzuheben,
denn sie ist so Frucht als Same der Barbarei. Um die Indianer
Brasiliens in grösseren Gemeinschaften zusammenzuschliessen, empfiehlt
sich das Vehikel der Lingua geral. Dieses einfache , milde
und weitverbreitete Idiom ist auch geeignet, die Schranke niederzulegen,
welche sich zwischen den Europäern und Mischlingen und
einer indianischen Bevölkerung erhebt, die man nicht versteht, weil
sie nur ihr barbarisches Rothwälsch redet.. Ehebündnisse verlangen
die Weihe einer Sprache, welche sich nicht ausser Gesetz und Bürgerthum
stellt.
Zahlreiche Verbindungen des Indianers mit Weissen, Mulatten
und Negern haben einen Theil der indianischen Rage in einen Mittelzustand
herübergeführt, den der unbefangene Menschenfreund
nicht ohne Befriedigung betrachten kann. An den Küsten des Oceans,
am untern Amazonas und Tocantins leben diese Mischlinge
ein harmloses Leben, monoton ohne Bedürfnisse, aber auch ohne
Sorgen. Ein kleines Stück Feld, das sie bebauen, Jagd, Fischerei
und manchmal eine nur wenig entwickelte Industrie ernähren die
kinderreiche Familie. Gesunde und glückliche Menschen wachsen
hier heran, und man will besonders da eine schöne Descendenz
*) Vergl. u. A. Herndon Exploration of the Valley of the Amazon I. (1853)
p. 228.