Brasiliens. - Brasiliana USP

Die We-etTupH**, 219
aalassungen der Speise.'' So x. B. die Mädchen vor Erklärung der
Mannbarkeit, die Jünglinge vor de$Jgmancipation, die Männer während
der Schwangerschaft und nach Entbindung ihrer Weiber. Auch
der Pajd,*mit allen seinen Künsten, als Arzt, Rathgeber, Beschwörer
und Zauber», ist bei ihnen in Wirksamkeit. r Wir finden daher bei
diesem entlegensten Theile des Tupfvolkes alle charakteristischen
Züge wieder, mit Ausnahme der Anthropophagie, die vielleicht eben
so in Folge gänzlicher Abgeschiedenheit von kriegerischen Nachban,
als von Einwirkung der früher so kräftigen Missionsthätigkeit
ha Moxos und Chiquitos, abgekommen ist*).
Der Menschenfreund weilt mit Genugthuung bei dem Gemälde
von idyllischer Heiterkeit und patriarchalischer Milde, das uns von
dieser Horde entworfen wird. Es sind dieselben Tugenden, von
denen die ersten Berichte über die Tupinambä an der Ostküste
epreehen; aber nicht befleckt von denselben Lastern. Welche Ursachen
gewirkt haben mögen, diesen Zustand herbeizuführen,' würde
eine dankbare Untersuchung seyn, da^es stets Aufgabe des Europäer«
bleiben muss, den Urbewohner Amerikas aus seiner Entwürdigung
zu erheben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Guarayös sieh
von den stammverwandten Chiriguanos getrennt und, als die schwächeren
und friedfertigeren, in den entlegenen Winkel zurück gezogen
hauen, dessen üppige Fruchtbarkeit der Befriedigung ihrer einfachen
Bedürfnisse so vollkommen genügte, um sie der ursprünglichen
kriegerischen Rohheit vergessen zu machen. Die grosse Mannigfaltigkeit
von Völkern, Stämmen und Horden, die noch gegenwärtig
in den Niederungen von Moxos, Chiquitos und Gran Chaco angetroffen
wird, lässt uns ahnen, dass über die östlichen Widerlager
der Andes von Cochabamba und Chuquisaca unruhige Wanderungen
*) Schon i. J. 1600 kamen Missionäre nach Chiquitos, die Jesuiten 1686; und
deren Bemühungen soll es gelungen seyn, den Canibalismus schon vom
Anfange des vorigen Jahrhunderts an auszurotten.