Brasiliens. - Brasiliana USP

298 Die Carajäs. —• Indianer in S. Paulo.
einen Cylinder von Alabaster tragen. Ausser den bei allen brasilianischen
Wilden üblichen Waffen, Bogen und Pfeil und Keule,
führen sie auch, wie viele westliche Stämme, einen Speer. Sie
sind Monogamen, sühnen den Ehebruch, ja die Unkeuschheit ihrer
Töchter mit dem Tode, pflegen der Landwirthschaft in so beträchtlicher
Ausdehnung, dass sie um den Reisenden Vorräthe von Ananas,
Mais, Pisang und Mandiocca zu verkaufen, an den Strom herabziehen,
wissen aus letzterer Wurzel eine Art Brod und ein gegönntes
Getränke zu bereiten, flechten kunstreiche Hängematten
und anderes Geräthe, und verfertigen reichen Federschmuck, wie
insbesondere grosse Hüte oder Mützen, von deren Saum eine dichte
Franse langer Palmschnüre bis fast zu den Füssen, den Körper
wie ein Mantel deckend, herabhängt. Sie sind keine Anthropophagen,
sondern behalten die Kriegsgefangenen als Sclaven, bis sie
von den Angehörigen ausgelöst werden*). Ihre Sprache ist wesentlich
von der des Ges-Volkes verschieden. Wahrscheinlich sind
diese Carajäs in Goyaz versprengte Trümmer eines Stammes in der
Gujana; oder sie mögen aus Westen hierher gekommen seyn.
Die Indianer der Provinzen S. Paulo, Paranä und Rio Grande
do Sul.
Die ältesten Urkunden über die Provinz S. Paulo, und namentlich
die Noticia do Brazil v. J. 1589, nennen als die hier in der
Nähe des Meeres hausenden Indianer: Tupiniquins, Tamöyos,
Carijös und Goyanäs (Goianazes) **). Die drei ersten waren Hor-
*) Dr. Rufino Theot. Segurado begegnete am Araguaya einem Trupp dieser
Carajäs, welche ihm mit Vertrauen entgegen kamen. Sie wollten in Begleitung
eines Apinage, der seinen gefangenen Bruder von ihnen losgekauft
hatte, die Horde der Apinages aufsuchen. Revista trimensal. Ser. II. III.
p. 19t.
*•) Guaya oder Guayä-nä, d. i. „Angesehene Leute, wir Edle", sollen sich, nach
Varnhagen (Histor. geral do Brazil I. S. 100) auch gewisse Horden vom