Brasiliens. - Brasiliana USP

634 Die Paravilhana.
benützen aber, wie viele andere Indianer an dar Küste des Continents,
um Anfang und Ende dieses Zeitabschnittes zu bestimmen,
die Epochen im Lebensgange des Acajü-Baumes (Anacardium occidentale)
, der im August und September am häufigsten blüht, und
im December und Januar seine Frucht zeitigt. Desshalb heisst in
der Tupi Acajü auch das Jahr; und der Indianer legt jährlich eine
Frucht des seltsamen Baumes zurück, dessen birnlörmige Fruchtstiele
als Obst genossen werden, um sein Lebensalter (Acajü aruig,
die gehöhlte Acaju-Frucht) festzustellen.
Was die Affiliation dieser Horde betrifft, so hat sie wohl die
grösste Verwandtschaft mit den Waeyamara, den Woyawai und andern
Banden am Rio Branco und jenseits von dessen Quellen in
der brittischen Guyana. Ihr Idiom gehört in diejenige Reihe, welche
Rob. Schomburgk als (Jaribi - Tamanaca aufgestellt hat. Ihr
Name wird auf dreierlei Art gedeutet: Paraüana sollen sie nach
Einer Version als Anwohner des obern Orinoco heissen, welchen
viele der dortigen Indianer Parrä ua (grosses Wasser ?) nennen.
Nach einer zweiten heissen sie (von Paragoäj Papagei - Indianer.
Richtiger scheint die Annahme, das"s das Wort Paravilhana*)
„Bogenschütze'* bedeute. Als solche nämlich zeichnen sie sich vor
sich wirft; der Arecuna nennt ihn Wa-laima, Gespenst der Sterne, der
Wapisiana Capischi, was dasselbe bedeutet: Rieh. Schomburgk Reise II.
308 ) — Wir fügen als Sprachprobe der Paravilhana noch einen {von
Sampaio, Revista trimensal 1850. VI. S. 255) angeführten Satz bei: Uaua
xicaru, xicaru prive prive , carimanarue yacamena yacamena, aritarue yacamena
= : so lange wir gesund, wollen wir lustig spielen und singen;
wenn krank, können wir n+cht lustig spielen und singen.
*) Pära, das Gekrüminte , oder Ura para, statt Ymira apära, das gekrümmte
Holz, ist in vielen Idiomen der Grundlaut für Bogen; hipe , vuipe, pliu,
liua, hilo für Rohr oder Pfeil.