Brasiliens. - Brasiliana USP

274 Die Chavantes.
Mit den Cherentes und Aer06-mirim lagen sie früherhin in. andauernder
Fehde und besiegten sie; gegenwärtig aber wohnen sogar
Glieder dieser stammverwandten Horden unter einander. Unversöhnlich
stehen sie den Canoeiros gegenüber. Castelnau berichtet*),
wie ein Anführer der Chavantes sich gerühmt, drei Gefangene
Canoeiros, darunter ein junges Weib, zusammengebunden
und bei langsamem Feuer verbrannt zu haben. Vom fünfzehnten
Jahre an muss jeder männliche Chavante mit in den Krieg ziehen.
Bei solchem Anlasse handeln alle Aldeas, deren jede einen Vorsteher
hat, unter Berathung mit den Aeltesten, gemeinschaftlich.
Jeder Krieger ist mit der drei Fuss langen Keule, mit Bogen und
Pfeilen, die dann Widerhacken an der Spitze tragen, und mit einem
Kriegsborn, aus einem gekrümmten, innen geschwärzten, mit viereckigem
Mundstück versehenen Ktirbiss ausgerüstet. Nach jedem
Bogenschuss stösst er in's Hörn. Im Nachtlager werden helilodernde
Feuer unterhalten. Um jedes derselben lagert sich ein
Haufen dicht gedrängt, die Füsse gegen das Feuer gekehrt. Wenn
sie Gefangene mit sich führen, so werden diese nicht gebunden,
sondern man legt sie zwischen die Sieger, welche ihre Füsse zwischen
jene des Gefangenen verschränken.
Ihre häuslichen Sitten scheinen rein. Monogamie wird streng
aufrecht erhalten **). Gross ist die Achtung für die Greise und
Kranken, welche man sorgfältig pflegt, nach Bedürfniss in die Sonne
oder in den Schatten trägt u. s. w. Der Dienst des Paje blüht hier
im ärztlichen Berufe wie bei* Zauberei und Exorcismen. Es soll
eine Höhle geben, in die die Kranken unter dem Gemurmel von Zauberformeln
getragen werden. Die Angehörigen begleiten sie dahin in
*) Expedition 11. 87.
•*) Die Weiber sollen manchmal die fremden Ankömmlinge 2u ihren Umarmungen
verlockt haben, um dann von den Gatten erschlagen zu werden.