Brasiliens. - Brasiliana USP

Die eigentlichen Ges oder Crans. 289
ausstellt. Demgemäss hat sieh auch hier die von den Missionarien
häufig gemachte Erfahrung vom ungünstigen Einfluss des Zusammenlebens
der Indianer mit Weissen bestätigt: der grösste Theil
der ersteren hat sich wieder in die Wälder verloren, der zurückbleibende
eher verschlechtert, als Fortschritte in der Civilisation
gemacht Als Pohl sie im Jahre 1819 besuchte, giengen beide Geschlechter
nackt, statt der Kleider mit Roth oder Schwarz bemalt;
die Weiber trugen um die Hüften eine Schnur (Ron-dschi) aus
Palrnblättern geflochten von der Dicke einer Federspule, die Mädchen,
als Symbol der Jungfräuliehkef^ einen aus 20 bis 30 Schnüren bestehenden,
in der Mitte mit einem Knopf versehenen Gürtel (J-prä),
welchen sie nie ablegten. Die Sitte, den Säugling erst nach dem
fünften Jahre zu entwöhnen und ihn mittelst Achselbändern auf
dem Rücken zu tragen, theilen die Mütter dieses Stammes mit den
übrigen Indianern Brasiliens. „Die Sprache dieser Pure-came-crans,"
sagt Pohl „ist wesentlich von jener der Chavantes verschieden.
Sie sprechen sehr schnell, und schreien dabei so stark, dass man
verleitet wird, zu glauben, sie stritten sich auf das Heftigste, indessen
sie ein ganz gleichgültiges Gespräch führen. Der Dialekt
hat sehr viele Hauchlaute. Die Aussprache ist stossend, und sie
pflegen ihre Reden auch mit lebhaften Gesticulationen zu begleiten.
DerFuss ist stets vorwärts gesetzt, der ganze Körper wiegt sich
hin und her, und am Ende eines jeden Redeabsatzes schlagen sie
sich mit der flachen Hand auf den Hintern. Bejahung und Verneinung
wird mit denselben Kopfbewegungen wie bei uns, nur umgekehrt,
bezeichnet; Wohlgefallen an irgend einem Gegenstande wird
mit Zungenklatschen, die Entfernung einer Sache mit Fingerschnalzen
ausgedrückt, und je öfter sich dasselbe wiederholt, um so
weiter ist die Entfernung. Portugiesisch haben diese Indianer noch
nicht gelernt; doch verstehen sie viele Worte dieser Sprache. Sie
*) Reise, II. S. 195.
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