BMVBS-Online-Publikation 09/2013 - Empirica

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Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen 9 1. Hintergrund und Aufgabe des Projektes Der Handlungsraum „Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen“ (HVS) 1 wird seit längerem unter dem Blickwinkel verkehrlicher und städtebaulicher Planungen mit unterschiedlichen Konzepten in Wissenschaft und Praxis behandelt. Wichtig erscheint, nun auch die immobilienwirtschaftlichen Dimensionen dieses Handlungsraums in den Blick zu nehmen. Wie wichtig die Einbeziehung der immobilienwirtschaftlichen Perspektive und der städtebaulichen Situation als Folge von Schrumpfungs- und Umstrukturierungsprozessen am Wohnungsmarkt und im Einzelhandel sind, zeigen die offensichtlichen massiven Leerstände und städtebaulichen Probleme in einigen Stadtumbaustädten der neuen Länder. Vor dem Hintergrund der gravierenden Probleme hat das BBSR gemeinsam mit dem BMVBS dies zum Anlass genommen die Thematik in einem eigenen ExWoSt-Projekt aufzubereiten und zu untersuchen. Damit wurde auch die fachliche Diskussion im Rahmen der Begleitung der Programme Stadtumbau Ost und Stadtumbau West sowie der anderen Programme der Städtebauförderung (u.a. Aktive Stadt- und Ortsteilzentren) aufgegriffen und es wurde dem Wunsch der Städte Halle und Leipzig entsprochen, die wiederholt auf die Problemlagen an HVS hingewiesen haben. Generell ist davon auszugehen, dass die Gebäude und Bereiche entlang der innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen mit einem hohen Verkehrsaufkommen und damit verbundenen Emissionen besonders betroffen sind. Zunächst unabhängig von der allgemeinen wirtschaftlichen und demografischen Situation, - also generell - sind viele dieser innerstädtischen HVS für das städtebauliche Gerüst der Städte und als Identität stiftende Orte für Quartiere und die Gesamtstadt von zentraler Bedeutung. Städtebaulich problematische Entwicklungen, eingeschränkte Lebens- und Aufenthaltsqualität, soziale Entmischung und funktionale Schwächen finden sich an diesen Straßen auch in den Wachstumsstädten mit hohen Preisen oder in den konsolidierten Teilbereichen der großen Städte. Auch hier ist im Interesse der städtebaulichen Aufwertung und der Lebensqualität der Bewohner entsprechendes Handeln erforderlich. Dabei kann vor dem Hintergrund einer allgemeinen Nachfrage aber auf entsprechende Potenziale (z.B. im Einzelhandel) aufgebaut werden, wenn mit verschiedenen Ansätzen eine städtebauliche Aufwertung und Umgestaltung der Straßenräume vorgenommen wird oder wenn die Eigentümer in ihre Immobilien investieren. Verschiedene gelungene Beispiele der städtebaulichen Integration solcher HVS zeigen dies deutlich auf und viele Hauptstraßen funktionieren unter günstigen Rahmenbedingungen auch „einfach so“. Gerade in den stark von Schrumpfung betroffenen Städten gehören die innerstädtischen HVS aber mit zu den wichtigsten Problemzonen der Stadtentwicklung. In vielen Städten der neuen Länder, zunehmend auch in den alten Ländern sind massive Leerstände zu beobachten, die ganze Straßenabschnitte betreffen. Vielfach ist das gesamte Erscheinungsbild bereits als desolat zu bezeichnen und oftmals gibt es derzeit für viele Gebäude und Läden keinerlei Nachfrage mehr. In einigen Fällen hat dies bereits zu mehr oder weniger spektakulären Abrissen auch von stadtbildprägenden Altbauten geführt und damit die städtebauliche Situation insgesamt und die der angrenzenden Hintergrund BMVBS-Online-Publikation Nr. 07/2013
Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen 10 Quartiere noch weiter gefährdet. Das „Leitbild“ der perforierten Stadt wurde hier Wirklichkeit und zeigt an, welche Folgen drohen, wenn keine Trendwende eingeleitet werden kann. In anderen Fällen sind zwar die Raumkanten und die städtebauliche Struktur noch weitgehend erhalten, fehlende Nutzung und fehlende Perspektiven stellen aber einen erheblichen Missstand dar, der langfristig nicht haltbar sein dürfte. Unter der Leitfrage „Wie kann auch unter schwierigen immobilienwirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine Stabilisierung der städtebaulichen und wohnungswirtschaftlichen Situation erreicht werden?“ setzt sich das Projekt aber nicht nur mit den Problemen, sondern auch verschiedenen Lösungsansätzen auseinander. So ist einigen Kommunen auch unter schwierigen Rahmenbedingungen wenigstens ansatzweise eine Stabilisierung der städtebaulichen und immobilienwirtschaftlichen Situation an stark belasteten Straßen gelungen. Dabei kommen verschiedene Teilstrategien zum Einsatz, die im Kontext des Stadtumbaus entwickelt und mit Erfolg angewandt werden (u.a. Wächterhäuser und andere Formen der Zwischennutzung, Kunstaktionen, Imagearbeit). Über die exemplarische Betrachtung solcher Initiativen hinaus verfolgt das ExWoSt- Forschungsprojekt auch eine generelle Auseinandersetzung mit der Thematik. Im Rahmen des Projekts werden verschiedene Teilthemen bearbeitet und Ziele verfolgt: − Aufbereitung des gegenwärtig erreichten Informationsstandes und der wesentlichen Diskussionsansätze zu innerstädtischen HVS − Bundesweite Erhebung und Relevanzprüfung der städtebaulichen und immobilienwirtschaftlichen Problemlagen an innerstädtischen HVS sowie der Wahrnehmung in der kommunalen Praxis − Recherche und Aufbereitung der Wahrnehmung in der kommunalen Praxis und konzeptionell-strategischer Ansätze in der Stadtentwicklung − Recherche und Aufbereitung von HVS-Fallbeispielen mit erheblichen Problemen und Handlungsbedarf − Recherche und Dokumentation von Lösungsansätzen in der Praxis und von Best-Practice- Beispielen − Systematische Identifizierung, Operationalisierung und Aufbereitung der relevanten Problemdimensionen und Handlungsfelder − Unterstützung innovativer Strategien an HVS im Rahmen von 5 Fallstudien − Gesamtauswertung der Ergebnisse Das Projekt verfolgt damit den Anspruch, eine Grundlagenstudie zu den städtebaulichen und immobilienwirtschaftlichen Problemen und Lösungen an HVS zu erarbeiten und gleichzeitig im Rah- 1 Im nachfolgenden Bericht wird für den Begriff „Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen“ die Abkürzung „HVS“ verwendet. Hintergrund BMVBS-Online-Publikation Nr. 07/2013
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