BMVBS-Online-Publikation 09/2013 - Empirica
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Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen 61<br />
Objekten an einer hoch belasteten HVS eine Stabilisierung der Situation gelingen kann, wenn man<br />
gezielt auf Eigentümer zugeht und diese auch mit Förderung unterstützen kann. Der in Halle verfolgte<br />
Weg unterscheidet sich dabei in wesentlichen Punkten erheblich von der Strategie in Leipzig,<br />
insbesondere, da in Halle kein integriertes Magistralenmanagement oder eine vergleichbare Struktur<br />
aufgebaut wurde und – mit Ausnahme des Steintorplatzes – auch keine auf den Straßenraum<br />
bezogene Analyse und Aufwertungsstrategie bzw. Umgestaltung im Mittelpunkt steht.<br />
6.3 Erfahrungen und Ergebnisse aus den Fallstudien im Querschnitt<br />
Ausgangssituation und Problemdimensionen<br />
In allen fünf Fallstudien sind die Baustrukturen in den betrachteten Aktivitätsräumen noch weitgehend<br />
vollständig erhalten. Dabei handelt es sich sowohl um geschlossene Gründerzeitbebauung, als<br />
auch um andere Bauepochen, u.a. auch aus den 1950er Jahren. Allerdings zeigen sich erste Gefährdungen<br />
von Raumkanten und baukulturell bedeutsamer Bausubstanz durch punktuelle Abrisse<br />
und Schrottimmobilien (insb. in Halle und Leipzig). Neben den städtebaulich intakten Bereichen<br />
sind die innerstädtischen HVS in den Fallstudien auch durch verschiedene baulich nicht gefasste<br />
Bereiche und „Ausfransungen“ gekennzeichnet (insb. Essen und Saarbrücken). In Iserlohn ist sehr<br />
deutlich eine enge Nachbarschaft von städtebaulich geschlossenen Bereichen und anderen, durch<br />
frühere Abrisse und aus heutiger Sicht überdimensionierten Straßenausbauten geprägten Bereichen<br />
zu beobachten.<br />
Die Verkehrsbelastung der HVS in den Fallstudien reicht von 2.900 (Leipzig, südlicher Bereich der<br />
Georg-Schwarz-Straße) bis 58.000 Kfz/24h (Halle, Stadteingang Dessauer Platz). Die Verkehrsbelastung<br />
alleine ist dabei nicht der entscheidende Faktor in der Gefährdung der HVS. Vielmehr sind<br />
es die nicht handlungsfähigen und –willigen Eigentümer, zunehmende Leerstände und die hohe<br />
Lärmbelastung (insbesondere in HVS mit Straßenbahnen und einer Lärmbelastung bis zu 80 dB<br />
(A)) die sich in ansteigendem Sanierungsstau und schlechtem Image niederschlagen. Auch der<br />
Anteil schwerer LKW ist ein wichtiger Faktor, hier sind in Halle z.B. die Erschütterungen der Häuser<br />
bei schlechtem Baugrund ein ernsthaftes Problem. Hinzu kommen individuelle Problemlagen in den<br />
Fallstudien wie überdimensionierte oder zu enge Straßenquerschnitte oder starkes Gefälle an HVS.<br />
Aber auch die „planerische Historie“ der einzelnen HVS dürfte mit entscheidend für die Gesamtsituation<br />
sein.<br />
In den fünf Fallstudien konzentrieren sich an den innerstädtischen HVS verschiedene Problemdimensionen.<br />
Im Wesentlichen lassen sich die Probleme in fünf Dimensionen zusammenfassen. Hierzu<br />
zählen<br />
−<br />
Probleme im Bereich Verkehr und öffentlicher Raum (u.a. ungepflegter öffentlicher Straßenraum,<br />
teilweise hohe Verkehrsbelastung, über- oder unterdimensionierte Straßenquerschnitte),<br />
−<br />
Gesundheit und Umweltqualität (u.a. Lärmbelastung, Gefährdung von Fußgängern und<br />
Radfahrern, fehlende Querungsmöglichkeiten),<br />
Fallstudien <strong>BMVBS</strong>-<strong>Online</strong>-<strong>Publikation</strong> Nr. 07/<strong>2013</strong>