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BMVBS-Online-Publikation 09/2013 - Empirica

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Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen 16<br />

raus wurden autogerechte lärm- und abgasumtoste, kaum überwindbare gefährliche Grauzonen.“<br />

(Monheim 1990: 40).<br />

In der Zeit der Industrialisierung wurde der Verkehr aufgrund der technischen Innovationen wie<br />

Eisenbahn und Automobil sowie dem raschen Bevölkerungsanstieg in den Städten zum bestimmenden<br />

Element des Stadtbildes und schließlich auch des Städtebaus. Gleichzeitig kam es in den Großstädten<br />

zu einer Citybildung, Geschäfte und Dienstleistungen konzentrierten sich im Stadtkern. Die<br />

Folge war ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, welches letztlich auch die Verdrängung der Wohnnutzung<br />

in die Außenbezirke mit sich brachte. Eine erste Stadtflucht setzte ein. Dies brachte neue<br />

Herausforderungen mit sich, die Conrads wie folgt beschreibt: „Die Verkehrsregelung hat die zeitliche<br />

und örtliche Folge aller Funktionen des Gemeinschaftslebens zu umfassen. Die wachsende Intensität<br />

dieser Lebensfunktion [...] zieht die wachsende Diktatur des Verkehrs unumgänglich nach<br />

sich.“ (Conrads in Horn / Schmitz 1986: 13). (Schlüsselwörter: Funktionsentmischung, Trennen<br />

von Wohnen und Arbeiten, Charta von Athen). Die erhöhte Mobilität hatte auch Folgen für die Planung.<br />

Eine neue Fachbehörde wurde eingerichtet, die für die Erstellung und Instandhaltung der<br />

Straßen verantwortlich war, die Verkehrsplanung (Horn / Schmitz 1986: 13).<br />

Im 20. Jahrhundert nahmen die Konflikte im Straßenraum zu, die soziale Funktion der Straßen<br />

nahm immer mehr ab. Die Bedeutung der HVS in den Quartieren ist nun meist auf die Nutzung als<br />

Verkehrsadern reduziert. In den 1920er und 1930er Jahren begann sich der Verkehr als Dominante<br />

in der Planungspraxis durchzusetzen. Die Verkehrsplanung konzentrierte sich zu dieser Zeit hauptsächlich<br />

auf die Planung großer Durchbruchsstraßen, die der verkehrlichen Entlastung alter, kleinerer<br />

Straßen dienen sollten. Angesichts dieser Reduzierung auf ihre Funktion als Erschließungsanlage<br />

bezeichnete Le Corbusier die Hauptstraßen als „pure Bewegungsmaschinen“ (Le Corbusier in<br />

Millarg 20<strong>09</strong>: 56). In den Folgejahren prägte der Nationalsozialismus die Planung und den Bau von<br />

HVS (Millarg 20<strong>09</strong>: 56).<br />

Erst mit dem Wiederaufbau in den 1950er Jahren folgte ein Umdenken in der Planung von HVS. Im<br />

Zuge der zentralen Bedeutung der Verkehrsplanung und der zunehmenden technischen und baulichen<br />

Anforderungen bildete sich in Anlehnung an die amerikanische Verkehrsplanung das Fachgebiet<br />

der Verkehrswissenschaften heraus. Durch diese Entwicklung wurde der Einfluss von Stadtplanern<br />

und Architekten auf die Verkehrsplanung stark zurückgedrängt. Die Konsequenzen waren<br />

verkehrsplanerische Eingriffe in die Stadtstruktur. Im Zusammenhang mit dem Leitbild der gegliederten<br />

und aufgelockerten Stadt folgte die Trennung der einzelnen Verkehrsarten (Fußgänger- und<br />

Fahrverkehr), was oftmals mit einer Straßenverbreiterung und einer Neuordnung, sowie mit einer<br />

ausbauorientierten Neugestaltung von Knotenpunkten gekoppelt war. Auch privater und öffentlicher<br />

Raum wurden neu zugeordnet (Horn / Schmitz 1986: 26; Millarg 20<strong>09</strong>: 56). Korte bezeichnete<br />

diese Art von Planung als „Raumgestaltung der städtischen Zonen“ (Korte in Horn / Schmitz<br />

1986: 27).<br />

Die Bewältigung der verkehrstechnischen Herausforderungen zog sich durch die 1960er Jahre des<br />

20. Jahrhunderts. Sie waren aber vor allem geprägt von den zeitgenössischen Leitbildern „Urbanität<br />

durch Dichte“ und dem Ziel einer Anpassung der Städte an das gestiegene Verkehrsaufkommen.<br />

Der Architekt Hans Bernhard Reichow prägte in seinem 1959 veröffentlichten Buch „Die auto-<br />

Historische Bedeutung <strong>BMVBS</strong>-<strong>Online</strong>-<strong>Publikation</strong> Nr. 07/<strong>2013</strong>

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