BMVBS-Online-Publikation 09/2013 - Empirica
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Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen 79<br />
nutzbare Straßenräume - in denen die strikte Trennung der Verkehrsarten zugunsten einer weichen<br />
Separation verringert und Mischflächen angeboten werden - mit geringeren zulässigen Geschwindigkeiten<br />
und einer guten Gestaltung und Aufwertung sensibler Straßenräume und Platzbereiche.<br />
Während im europäischen Ausland bereits seit einigen Jahren auch stark belastete Straßen nach<br />
diesen Prinzipien umgestaltet werden, existieren in Deutschland wegen der beschriebenen Verkehrssicherheitsbedenken<br />
bislang nur wenige dieser Konzepte. Ein in diesem Sinne gestaltetes<br />
Beispiel stellt der Umbau des Opernplatzes in Duisburg dar.<br />
Bezogen auf die künftige Weiterentwicklung innerstädtischer HVS dreht sich die aktuelle Debatte in<br />
Deutschland im Wesentlichen um zwei Fragestellungen: Zum einen um erweiterte Möglichkeiten in<br />
innerstädtischen Straßenräumen aus Gründen der Verkehrssicherheit und Umweltqualität geringere<br />
Geschwindigkeiten zu erreichen. Zum anderen wird über fehlende Möglichkeiten für die straßenverkehrsrechtliche<br />
Definition von besonderen Stadtplätzen und Straßenräumen im Wesentlichen aus<br />
städtebaulichen und baukulturellen Gründen debattiert.<br />
Unabhängig von dieser Debatte erfolgen im Rahmen der bestehenden kommunalen Aktivitäten<br />
bauliche Maßnahmen zur Steigerung der Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität auch bei Beibehaltung<br />
bestehender Geschwindigkeitsbegrenzungen, z.B. durch eine Neuaufteilung der Anteile<br />
am Straßenraum und/ oder einer stärkeren Trennung der Fahrbahn und Gehwege.<br />
Entschleunigung an innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen<br />
Die Vorschläge für Geschwindigkeitsreduzierungen im Rahmen integrierter Konzepte sind vielfältig.<br />
So werden neben punktuellen und Abschnitte bildenden Temporeduzierungen zum angemessenen<br />
Umgang mit besonderen städtebaulichen und baukulturell bedeutsamen Situationen auch zeitlich<br />
begrenzte oder den gesamten Stadtbereich betreffende Vorschläge diskutiert und teilweise auch<br />
umgesetzt.<br />
Shared-Space und Gemeinschaftsstraße: Insbesondere für besondere städtebauliche und baukulturell<br />
bedeutsame Orte liegen auf europäischer Ebene mittlerweile eine Vielzahl von erfolgreich<br />
durchgeführten Beispielen für Shared-Space-Bereiche vor. In Deutschland wurde unter anderem<br />
die Ortsdurchfahrt in Bohmte bei Osnabrück realisiert. Das Shared-Space-Konzept geht davon aus,<br />
dass sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt auf einer Mischfläche ohne weitere Regeln,<br />
Schilder und Markierungen verständigen. Aufgrund dieses weitgehenden Verzichts auf Regeln ist<br />
das Konzept in Deutschland umstritten.<br />
So haben der Bund-Länder-Fachausschuss Straßenverkehrsordnung und der Verkehrsgerichtstag<br />
2012 grundsätzliche Bedenken angemeldet, da ein regelfreier Verkehrsraum dem deutschen Verkehrsrecht<br />
widerspricht und darüber hinaus mit der Möglichkeit zur Einrichtung von verkehrsberuhigten<br />
(Geschäfts)bereichen, Tempo 30-Zonen, Spielstraßen, Fahrradstraßen und Fußgängerzonen<br />
ausreichend Alternativen zur Verkehrsberuhigung zur Verfügung stehen.<br />
Darüber hinaus haben Behinderten- und Versicherungsverbände Bedenken angemeldet. Auf Grundlage<br />
der formulierten Bedenken und weitergehender Untersuchungen liegen in Deutschland mitt-<br />
Entwicklungsdimensionen <strong>BMVBS</strong>-<strong>Online</strong>-<strong>Publikation</strong> Nr. 07/<strong>2013</strong>