BMVBS-Online-Publikation 09/2013 - Empirica

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Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen 13 3. Der Begriff innerstädtische Hauptverkehrsstraßen Die Begriffe Magistralen, Radialen und Ausfallstraßen werden häufig synonym mit dem Begriff der Hauptverkehrsstraßen verwendet. Der Begriff „Hauptverkehrsstraße“ beschreibt im Allgemeinen eine Straße mit hohem Verkehrsaufkommen und einer wichtigen Verbindungsfunktion (ILS 1998: 9). Eine einheitliche Definition des Begriffes „Hauptverkehrsstraße“ ist in der deutschen Literatur jedoch nicht zu finden. Eine klare Definition wird aufgrund der Vielfältigkeit der Straßen im Einzelnen und auch im Wandel der Nutzung von Hauptstraßen erschwert. In der Literatur werden HVS durch zwei wesentliche Merkmale charakterisiert: Zum einen anhand der verkehrlichen und zum anderen anhand der ökonomisch-sozialen Bedeutung. Die verkehrliche Komponente spiegelt sich in Form von technischen Kategorien wider. Dahingegen stellt die ökonomisch-soziale Komponente HVS als gesellschaftlichen Mittelpunkt dar (ILS 1998: 9). So sind HVS bzw. Hauptstraßen Bindeglieder zwischen verschiedenen Orten und Räumen und verknüpfen diese zu einer Einheit, z.B. zu einer Stadt. Sie dienen als Hauptradialen für den Individualverkehr und den öffentlichen Verkehr sowie für den Ziel- und Quellverkehr des Umlandes und stellen somit Abschnitte überörtlicher Verkehrsnetze dar (ILS 1998: 9). Sie sind aber nicht nur HVS, also Hauptstraßen für den Verkehr, sondern ihre Aufgabe geht über die reine Erschließungsfunktion hinaus (ILS 1998: 9). So dienen sie auch als Aufenthalts- und Kommunikationsräume und bilden Kristallisierungspunkte städtischen Lebens (ILS 1998: 9). Rechtlich gesehen wird die Ausgestaltung von HVS in Deutschland im Wesentlichen durch die Straßenverkehrsordnung (StVO) und ihre Verwaltungsrichtlinie (VwV-StVO), im Falle von innerstädtischen Bundesstraßen darüber hinaus durch die Richtlinien zur rechtlichen Behandlung von Ortsdurchfahrten (ODR) auf Grundlage des Bundesfernstraßengesetzes (FStrG) und bei HVS mit Straßenbahntrassen durch die Straßenbahn-Bau-und-Betriebsordnung (BOStrab) definiert. Die konkrete Ausgestaltung der HVS wird in der “Richtlinie zur Anlage von Stadtstraßen“ (RASt) beschrieben. Ausgangspunkt der rechtlichen Grundlagen ist eine verkehrliche Betrachtungsweise. In der aktuellen Fassung der RASt gewinnen jedoch neue Faktoren wie Aufenthaltsqualität und gestalterische Aufwertung in der Ausgestaltung von HVS an Bedeutung, so dass hier für die Gestaltung von HVS neue Spielräume entstehen. Hinzuweisen ist allerdings darauf, dass die RASt für Bundesfernstraßen in der Baulast des Bundes und somit für deren Ortsdurchfahrten, die als HVS im Sinne der Arbeitsdefinition dieses Berichts gelten, nicht eingeführt sind. Soweit die RASt Regelungen enthalten, die mit dem geltenden Vorschriften- und Regelwerk nicht in Einklang stehen (z.B. StVO und VwV-StVO, BOStraB, Richtlinien für die rechtliche Behandlung von Ortsdurchfahrten im Zuge der Bundesstraßen [ODR]), sind die in diesen Vorschriften und Regelwerken enthaltenen Regelungen maßgeblich. Für das hier dargestellte Forschungsprojekt konnte im Wesentlichen an die o.g. Definitionsansätze angeknüpft werden. Im Sinne der besonderen Zielsetzung des Projektes – der Analyse von städtebaulichen und immobilienwirtschaftlichen Problemlagen und Lösungsansätzen – wurde eine Ar- Begriff HVS BMVBS-Online-Publikation Nr. 07/2013
Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen 14 beitsdefinition entwickelt, die neben einer Betonung der innerstädtischen HVS (in Abgrenzung zu Ausfallstraßen mit weiter Ausdehnung in die Peripherie, Gewerbegebiete usw.) auch die städtebauliche und immobilienwirtschaftliche Komponente hervorhebt. Wichtig ist auch, dass es sich um Straßen mit einer hohen Verkehrsbelastung handelt, bei der die typischen Problemlagen (Einschränkungen der Aufenthaltsqualität und Aneignung des Straßenraumes durch Fußgänger, Verkehrsgefährdung, immobilienwirtschaftliche Probleme und städtebauliche Defizite in der Folge) erwartet werden können. Hinsichtlich der Verkehrsbelastung wurde aber bewusst kein fester Schwellenwert festgelegt, da sich die Betroffenheit und die Akzeptanz bestimmter Verkehrsmengen je nach der örtlichen Situation sehr unterschiedlich darstellen kann. Dieser Befund wurde auch im Expertengespräch bestätigt. Im Sinne dieses Forschungsprojektes sind innerstädtische HVS demnach Straßenzüge mit hohem Verkehrsaufkommen und städtebaulicher Bedeutung mit einer weitgehend geschlossenen Bebauung und überwiegender Wohnfunktion (Arbeitsdefinition). Diese Arbeitsdefinition konnte im Projektverlauf beibehalten werden und erscheint auch für weitere Analysen geeignet, auch weil sie eher universell und nicht auf eine ganz spezielle Fragestellung hin angelegt ist. Begriff HVS BMVBS-Online-Publikation Nr. 07/2013
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