BMVBS-Online-Publikation 09/2013 - Empirica
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Innerstädtische Hauptverkehrsstraßen 78<br />
tung der Kapazitäten stellt in schrumpfenden Städten letztlich eine Angebotsausweitung für den<br />
MIV dar, die im Gesamtgefüge der Verkehrsabläufe entsprechende Auswirkungen hat. 13<br />
Verkehrsmengen und Verkehrsbelastungen an innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen<br />
In Abhängigkeit von der jeweils unterschiedlichen Dynamik der regionalen Bevölkerungsentwicklung<br />
nehmen Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung im Beobachtungszeitraum seit 2002 in den<br />
Kernstädten zu. Dabei lassen hohe Einwohnerdichten hohe Anteile von Öffentlichem Verkehr am<br />
Modal Split zu. So tragen die Bewohner der Kernstädte – bezogen auf ihren Anteil an der Bevölkerung<br />
– auch nur unterdurchschnittlich zu den Pkw-Personenkilometern bei.<br />
Bezogen auf Verkehrsmengen an HVS liegen zumeist kommunale Einzelbetrachtungen, jedoch keine<br />
umfassenden Auswertungen vor. Naturgemäß schwanken die Verkehrsbelastungen auf HVS in<br />
Abhängigkeit von ihrer Klassifizierung, ihrer Anbindung an und Funktion für das überregionale<br />
Fernstraßennetz erheblich. Das Spektrum reicht hierbei von Verkehrsbelastungen mit rund 3.000<br />
Kfz/24h, wie in der Fallstudie Georg-Schwarz-Straße in Leipzig (südlicher Bereich) bis hin zu HVS in<br />
Ballungsräumen wie dem Mittleren Ring in München, der mit einer täglichen Verkehrsmenge von<br />
weit über 600.000 Fahrzeugen zu den höchstbelasteten HVS in Deutschland zählt.<br />
Auch der Schwerlastverkehrsanteil auf HVS divergiert in Abhängigkeit von der Situation vor Ort<br />
deutlich, auch wenn aufgrund der zentralen Verteilerfunktion zumeist ein im Vergleich zum Gesamtstraßennetz<br />
erhöhter Schwerlastverkehrsanteil zu verzeichnen ist. So liegt der auf den Mittleren<br />
Ring in München gerichtete Schwerverkehr bei ca. 4% des Gesamtverkehrs.<br />
Aktuell diskutierte Themen an innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen<br />
Über die Entwicklung des tatsächlichen Mobilitätsverhaltens und der Verkehrsmengen hinaus hat<br />
sich in der Stadt- und Verkehrsplanung wie auch in der entsprechenden Forschung ein Paradigmenwechsel<br />
vom Leitbild der „autogerechten Stadt“ hin zur städtebaulichen Integration von innerörtlichen<br />
HVS seit den 1980er Jahren vollzogen. Unter diesem neuen Leitbild der Integration wurden<br />
daraufhin zahlreiche Konzepte und Planungsansätze weiterentwickelt und untersucht, die die<br />
städtebauliche Aufwertung, die Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Verkehrssicherheit sowie eine<br />
Verbesserung der Umweltqualität bzw. Umweltverträglichkeit verfolgen.<br />
Dem entsprechend wurden in fast allen europäischen Ländern mehrere abgestufte Konzepte, angefangen<br />
bei Anpassungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit (z.B. Tempo-30-Bereiche an HVS)<br />
bis hin zur Schaffung neuer verkehrsrechtlicher Bereichskategorien (z.B. Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich,<br />
Begegnungszone und Shared-Space-Bereich) entwickelt. Diese Planungsansätze<br />
integrieren verkehrliche, städtebauliche, freiraumplanerische, verkehrsrechtliche und partizipatorische<br />
Aspekte.<br />
Konkret kombinieren erfolgreich umgesetzte Beispiele wie z.B. der Umbau des Zentralplatzes in der<br />
Schweizer Stadt Biel oder die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt Bern-Köniz in der Regel multimodal<br />
13 In Chemnitz ist der MIV-Anteil bei gleichzeitig rückläufiger Bevölkerungsentwicklung zwischen 2003 und<br />
2008 deutlich gestiegen. Als Ursachen identifiziert die TU Dresden insbesondere die bei einem insgesamt<br />
rückläufigen Verkehrsaufkommen relativ gestiegenen Kapazitäten der Straßen und Parkmöglichkeiten in der<br />
Stadt. Um wieder die Aufenthaltsqualität der Straßen zu erhöhen, bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung des<br />
ÖPNV (Ausbau des Chemnitzer Modell) werden derzeit mehrere HVS im Stadtgebiet umgestaltet.<br />
Entwicklungsdimensionen <strong>BMVBS</strong>-<strong>Online</strong>-<strong>Publikation</strong> Nr. 07/<strong>2013</strong>