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115<br />
2.4 Die Nachgeschichte I: Entnazifizierungsverfahren und gegenseitige Belastung der<br />
an der Einbürgerung Beteiligten<br />
12.4.1945<br />
Klagges wird von den Amerikanern verhaftet und interniert.<br />
4.5.1945<br />
Küchenthal fertigt eine Abschrift seines Vermerks vom 13.2.1932 an und läßt diesen von<br />
Margarte Gent bestätigen.<br />
In dem Vermerk von 1932 geht es um die informellen Verhandlungen zwischen Klagges und<br />
Küchenthal über die Einbürgerung Hitlers qua <strong>Prof</strong>essur. Küchenthal dokumentiert darin seine<br />
Nichtzuständigkeit und verweist auf den Dienstweg.<br />
Daß er sich kurz vor Ende des Krieges und nahezu zeitglich mit Boden mit der Einbürgerungsfrage<br />
schriftlich befaßt, kann Zufall sein, könnte aber auf eine Absprache zwischen beiden<br />
hindeuten.<br />
5.5.1945<br />
Boden verfaßt Aufzeichnungen mit einer eidesstattlicher Erklärung zur Ernennung Hitlers:<br />
„Alles war in dieser amtlichen Angelegenheit auf Seiten der NSDAP…von vorn herein nichts<br />
anderes…<strong>als</strong> Lug und Trug.“ (Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel 250 N 295)<br />
Der Text liest sich drei Tage vor der deutschen Kapitulation <strong>als</strong> ein Persilschein in eigener<br />
Sache, falls Boden mit dem Vorwurf konfrontiert wird, für die Einbürgerung Hitlers verantwortlich<br />
zu sein. Seine Aussage steht in Gegensatz zu seinem Vermerk vom 26.2.1932, dem<br />
Tag nach dem Besuch Küchenth<strong>als</strong> in Berlin. Beide Male ist Boden die Bedeutung des Vorgangs<br />
klar gewesen, nur ging es jeweils um die Absicherung/Rechtfertigung in eine andere<br />
Richtung: Es handelt sich bei dem Dokument um den ersten Hinweis, daß viele derjenigen,<br />
die irgendwie mit der Einbürgerung Hitlers befaßt waren, nachträglich ihre Rolle <strong>als</strong> unbedeutend<br />
erscheinen lassen wollen bzw. der Einbürgerung insgesamt eine besondere Bedeutung<br />
absprechen.<br />
1945<br />
Gener<strong>als</strong>taatsanwalt Staff stellt Ermittlungen über die Verantwortlichkeit in der Einbürgerungsfrage<br />
an. Dazu werden u.a. Klagges, Küchenthal und Roloff vernommen. (vgl. dazu<br />
Pollmann 1995, S. 463)<br />
13.8.1945<br />
Küchenthal wird durch die Alliierte Militärregierung <strong>als</strong> Präsident der Braunschweigischen<br />
Staatsbank entlassen und „bis auf weiteres“ zu Arrest verurteilt. Der Arrest dauert formal bis<br />
zum 31.7.1950.<br />
Trotz „Arrest“ betätigt sich Küchenthal <strong>als</strong> Landwirt in Hedeper bei Wolfenbüttel.<br />
23.8.1945<br />
Rektor Gassner fertigt eine Liste von belasteten Mitgliedern und NS-Gegnern der TH an.<br />
Roloff wird darin bescheinigt, sich <strong>als</strong> „antination<strong>als</strong>ozialistisch“ betätigt zu haben.<br />
Gassner wird diese Aussage anläßlich der Suspendierung Roloffs mehrfach wiederholen.<br />
5.10.1945