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66<br />

bei der BEL liege. Küchenthal erklärt, Roloff <strong>als</strong> Fraktionsführer der BEL von dem Vorhaben<br />

in Kenntnis zu setzen.<br />

Klagges ist enttäuscht bzw. verärgert, weil er dadurch sein Gesicht gegenüber der Partei<br />

verliert und Hitler zum wiederholten Male dem Spott der Presse ausgesetzt wird. Vgl. dazu<br />

die Karikatur im „Vorwärts“ vom ? 1932 „Hitlers Antrittsvorlesung“. Evtl. spielt auch eine<br />

Rolle, daß seitdem Zörner eine wichtige Rolle bei der Einbürgerung zukommt und Klagges<br />

nur noch das exekutiert, was Zörner eingefädelt hat. Wer von beiden gewinnt das Wohlwollen<br />

Hitlers? Liegt hier ein Grund für den späteren Konflikt Klagges – Zörner?<br />

Die Urkunde wird später von Overesch im Bundesarchiv Koblenz unter den persönlichen Papieren<br />

von Hitler gefunden. Sie hatte offenbar großen Erinnerungswert für Hitler. Also hat<br />

Klagges sie Hitler ausgehändigt, obwohl sie ohne die Unterschrift Küchenth<strong>als</strong> wertlos war.<br />

Vielleicht wollte er Hitler so seine Bemühungen dokumentieren.<br />

Küchenthal informiert Roloff, der daraufhin laut Küchenthal erklärt haben soll: „Darauf habe<br />

ich schon lange gewartet“. Roloff ist gegen die Berufung, befürchtet aber bei Ablehnung die<br />

Auflösung des Landtags und bei Neuwahlen einen weiteren Stimmenzuwachs für die<br />

NSDAP. Roloff setzt eine Beratung der BEL-Fraktion für den 17.2. nach der Landtagssitzung<br />

an.<br />

Eine andere Variante lautet, daß Roloff vom braunschweiger DNVP-Vorsitzenden Baumann<br />

am Rande der Landtagssitzung vom 17.2. über die Berufung Hitlers informiert worden sein<br />

soll.<br />

So lautet die Version Roloff Junior 1961, S. 90. Die Aussage stützt sich auf spätere Aufzeichnungen<br />

von Roloff sen. aus den Jahren 1947 und 1950.<br />

Der Allgemeine Anzeiger berichtet, daß Küchenthal der Ernennung zugestimmt habe.<br />

Der Volksfreund berichtet, daß Küchenthal sich geweigert habe, eine entsprechende Anfrage<br />

des Rektors zu beantworten.<br />

Es gibt keine Hochschulakten, aus denen hervorgeht, wie die TH auf die versuchte Berufung<br />

Hitlers reagiert hat. Auch die Senatsakten schweigen darüber. Die eine Erklärung für diesen<br />

merkwürdigen Umstand lautet, daß die TH offiziell nie mit dem Vorgang befaßt war bzw. befaßt<br />

werden sollte. Die andere Erklärung lautet, daß man bewußt in dieser heiklen Angelegenheit<br />

keine Spuren in den Akten bzw. Senatsprotokollen hinterlassen wollte. Der Widerstand<br />

gegen die Ernennung in der Hochschule war jedenfalls breit und stützte sich insbesondere<br />

auf Rektor Schmitz, Prorektor Mühlenpfordt, Dekan Geiger, Roloff, Studentenvertreter<br />

u.a.<br />

Die braunschweiger DVP konferiert in der Einbürgerungsfrage brieflich (Schreiben Brandes<br />

an Dingeldey) und fernmündlich mit DVP-Zentrale in Berlin. Brandes schreibt: „Die Nazis<br />

werden mit Rücksicht auf die Präsidentenwahl jetzt noch alles daran setzen, die Koalition zu<br />

erhalten und nicht zu gefährden. Die Einbürgerung Hitlers durch Braunschweig wird dabei<br />

eine besondere Rolle spielen. Die bisherigen Gerüchte, eine Einbürgerung Hitlers durch dessen<br />

Ernennung zum <strong>Prof</strong>essor sei schon erfolgt, stimmt nicht. Ich bin aber überzeugt, daß die<br />

Nation<strong>als</strong>ozialisten mit solchen Wünschen in Kürze kommen werden. Ich hoffe, mit Ihnen<br />

einig zu gehen, daß man eine Einbürgerung Hitlers auf völlig legalem Wege auch von uns aus<br />

befürworten sollte. Wir müssen es aber meines Erachtens ablehnen, unsere Hand zu Schieberaktionen<br />

zu bieten, wie das in Thüringen versucht worden ist und wie es in den letzten Tagen<br />

durch die Presse gegangen ist.“ (Stadtarchiv Braunschweig G X 6 Nr. 539)

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